Die wirtschaftlichen Aktivitäten haben sich im bisherigen Jahresverlauf merklich verstärkt.


Die wirtschaftlichen Aktivitäten haben sich im bisherigen Jahresverlauf merklich verstärkt.

Dabei hat die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung an Breite gewonnen. Sie wird neben der Auslandsnachfrage zunehmend durch die Inlandsnachfrage gestützt und wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus.

Nach einem deutlich aufwärts revidierten Zuwachs im ersten Quartal von preis-, kalender- und saisonbereinigt 0,7 % gegenüber dem Vorquartal erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 0,9 %. Dabei kamen die maßgeblichen konjunkturellen Impulse im zweiten Quartal fast ausschließlich aus dem Inland. Vor allem die Investitionen in Bauten und in Ausrüstungen sowie ein kräftiger Lageraufbau trugen hierzu bei. Die privaten und auch die staatlichen Konsumausgaben entwickelten sich demgegenüber schwach.

Das Produzierende Gewerbe ist gut in das dritte Quartal gestartet und konnte im Juli seine Produktion preis- und saisonbereinigt um 1,2 % zum Vormonat ausweiten. Damit setzte sich die im zweiten Quartal wieder beschleunigte Gangart fort. Hierzu trugen sowohl die Industrie als auch insbesondere das Bauhauptgewerbe bei.

Die Industrieproduktion gewann nach der moderateren Entwicklung zu Beginn des Jahres im weiteren Verlauf wieder an Tempo. Im Juli wuchs sie preis- und saisonbereinigt um 1,2 % zum Vormonat. Zur Expansion trugen im Juli alle drei Hauptgruppen, insbesondere aber die Produktion von Investitionsgütern, bei. Die Aussichten für die Industrieproduktion bleiben günstig. Die Auftragseingänge erhöhten sich im Juli preis- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat spürbar um 1,8 %. Die Ergebnisse der beiden Vormonate wurden außerdem aufgrund von Nachmeldungen kräftig nach oben revidiert. Insgesamt hat sich damit die Entwicklung der Auftragseingänge deutlich belebt. In der Industrie als Ganzes zog die abgeflaute Auslandsnachfrage im Juli wieder etwas an. Die inländische Bestelltätigkeit blieb rege und knüpft an den Aufwärtstrend des zweiten Quartals an. Im Juli meldeten vor allem die Hersteller von Investitionsgütern eine kräftige Zunahme der Bestelltätigkeit, die sich gleichermaßen aus dem In- und Ausland speiste. Die Entwicklung der Auftragseingänge verspricht somit für die nächsten Monate eine lebhafte Industriekonjunktur und dadurch sich weiter festigende binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte.

Auch im Bauhauptgewerbe haben die Auftriebskräfte weiterhin die Oberhand. Von Juni auf Juli stieg die Bauproduktion kräftig um preis- und saisonbereinigt 3,4 % an. Im Trend bleibt die Erzeugung aufwärts gerichtet und liegt im Niveau erheblich über dem Vorjahr. Die monatlich stark schwankende Bestelltätigkeit im Bauhauptgewerbe ist zwar zuletzt von Mai auf Juni preis- und saisonbereinigt mit -5,7 % kräftig gesunken. In der Tendenz bleibt die Ordertätigkeit dennoch deutlich aufwärts gerichtet. Dabei nimmt sie sowohl im gewerblichen Hoch- als auch im gewerblichen Tiefbau besonders stark zu. Neben gewissen Vorzieheffekten aufgrund der bevorstehenden Umsatzsteuererhöhung scheint demnach der Aufschwung bei den Anlageinvestitionen auf den Bau auszustrahlen. Trotz der gemessen am ifo-Geschäftsklima im August erstmals wieder etwas abgeschwächteren Stimmung sind die Aussichten für die Bauproduktion deshalb in den kommenden Monaten weiterhin günstig.

Die Privaten Konsumausgaben lagen im gesamten ersten Halbjahr 2006, trotz Abschwächung im zweiten Quartal, kalenderbereinigt um 0,7 % über dem entsprechenden Vorjahresstand. Über die weitere Entwicklung des privaten Konsums zeichnen die wichtigsten aktuellen Konjunkturindikatoren ein noch uneinheitliches Bild. In der Tendenz sind die realen Einzelhandelsumsätze (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen) im saisonbereinigten Verlauf leicht aufwärts gerichtet, sie schwächten sich aber im aktuellen Berichtsmonat Juli um 1,4 % ab. Das Geschäftsklima im Einzelhandel hellte sich im August wieder etwas auf. Impulse für den privaten Konsum werden in den kommenden Monaten vor allem durch Vorzieheffekte im Vorfeld der Umsatzsteuererhöhung erwartet. Eine nachhaltige Beschleunigung des moderaten Aufwärtstrends ist aber erst zu erwarten, wenn sich mit den Besserungstendenzen am Arbeitsmarkt auch die Einkommens- und Beschäftigungserwartungen der Verbraucher aufhellen.

Die Ein- und Ausfuhrentwicklung hat sich im Juni und Juli nach vorübergehender Abschwächung im Verlauf des ersten Halbjahres 2006 wieder beschleunigt. Die Warenausfuhren nahmen in jeweiligen Preisen saisonbereinigt im Juni um 1,4 % und im Juli nochmals um 2,3 % zum Vormonat zu. Die weiteren Aussichten für den Außenhandel bleiben positiv. Die internationalen Organisationen rechnen für 2007 mit einer nahezu ungebremsten weltwirtschaftlichen Dynamik. Auf kürzere Sicht legten die Auslandsbestellungen in der Industrie nach insgesamt schwachem Verlauf im ersten Halbjahr im Juni und Juli wieder merklich zu. Diese Entwicklung ist allerdings auf die Nicht-Eurozone begrenzt. Die ifo-Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe sind, wenn auch etwas abgeschwächt, weiterhin hoch. Insgesamt spricht deshalb einiges für eine aufwärts gerichtete Ausfuhrentwicklung in den kommenden Monaten.

Die Einfuhr in jeweiligen Preisen nahm saisonbereinigt im Verlauf im Juni mit +3,2 % und Juli mit +2,8 % noch etwas kräftiger zu als die Warenausfuhr. Die sich abzeichnende binnenwirtschaftliche Dynamik im zweiten Halbjahr spricht für eine Belebung der Importe. Die Einfuhrpreise sind von Juni auf Juli zwar kräftig gestiegen und liegen gegenüber dem Vorjahr um 6,3 % höher. Sie haben sich im Verlauf des Jahres 2006 aber insgesamt nicht weiter beschleunigt. Die Überschüsse der Handels- und Leistungsbilanz sind in der Tendenz gegenüber dem Vorjahr weiter rückläufig.

Am Arbeitsmarkt setzen sich die Besserungstendenzen fort. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen lag im August bei 4,372 Millionen. Saisonbereinigt nahm die Arbeitslosigkeit allerdings gegen den Trend geringfügig zu (+5.000). Dies war maßgeblich auf den späten Ferienbeginn in einigen Bundesländern in Verbindung mit dem frühen Zählstichtag zurückzuführen. Die Meldung von Jugendlichen, die ihre Schulzeit oder betrieblichen Ausbildungen beendet haben, wurde dadurch in den August verschoben. Die Arbeitslosenquote verharrte bundesweit bei 10,5 %. In den alten Ländern lag sie zuletzt bei 8,8 % und in den neuen Ländern bei 16,7 %. Die positive Beschäftigungsentwicklung setzte sich fort. Die Erwerbstätigkeit (Inlandskonzept) nahm von Juni auf Juli saisonbereinigt um 53.000 zu und erhöhte sich binnen Jahresfrist um 310.000 auf 39,1 Millionen (Ursprungszahlen). Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist saisonbereinigt seit Februar aufwärts gerichtet und liegt im Juni mit 26,31 Millionen nach erster Schätzung der Bundesagentur für Arbeit um 129.000 Personen (Ursprungszahlen) über dem Vorjahr.

Das Preisklima in Deutschland bleibt insgesamt ruhig. Aufgrund sinkender Nahrungsmittel- und Kraftstoffpreise ging der Verbraucherpreisindex vom Juli auf August geringfügig um 0,1 % zurück. Auch die Jahresrate schwächte sich auf 1,7 % ab. Die Inflation wird auch weiterhin maßgeblich durch die Folgen der gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise bestimmt. Seit ihrem Höchststand Anfang August gehen die Preise für Rohöl allerdings merklich zurück. Die so genannte Kerninflation, also der Preisauftrieb ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel, erhöhte sich im August binnen Jahresfrist um 0,8 %.

Quelle: bmwi