Corporate Social Responsibility - sozialbewusste Unternehmensführung sichert gesellschaftlichen Wohlstand

Heuschrecken, gierige Top-Manager ohne soziales Bewusstsein – wenig schmeichelhafte Worte, die die Wirtschaft, speziell Unternehmer und Manager über sich in den letzten Jahren ergehen lassen mussten. Eine repräsentative Unternehmensbefragung, die im April und Mai 2005 im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und des Wirtschaftsmagazins „impulse“ vom Meinungsforschungsinstitut „forsa“ durchgeführt wurde, zeigt, dass die Unternehmensführung, insbesondere die der Inhaber geführten, kleinen und mittelständischen Unternehmen von dem Bewusstsein sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung (auch „Corporate Social Responsibility“ genannt) und entsprechend hohem Engagement geprägt ist.

In einem Interview befragten wir Dr. Dr. Cay von Fournier, Autor zahlreicher Management-Publikationen und geschäftsführender Gesellschafter der SchmidtColleg GmbH & Co. KG, einem auf die Beratung und Qualifizierung von Unternehmern und Führungskräfte spezialisierten Dienstleistungsunternehmens, zur Bedeutung einer von Gemeinbewusstsein geprägten und werteorientierten Unternehmensführung.

Frage: Herr Dr. von Fournier, Sie sprechen sich ja ausdrücklich für LebensBalance aus. Beinhaltet dieses ganzheitliche Lebenskonzept für Unternehmer auch den Bereich Soziales?

Dr. Cay von Fournier: LebensBalance sehe ich in der Tat als ganzheitliches Lebenskonzept, dass ich in meinem Buch "LebensBalance" mit den "8F" beschreibe. Diese "8F" stehen für die Lebensbereiche Frieden, Freude, Familie, Freunde, Fitness, Finanzen, Firma und Fortbildung. Wir alle haben diese Lebensbereiche, nur pflegen wir sie in unterschiedlicher Qualität. Meine These ist, dass erst ein individueller Einklang dieser Lebensbereiche uns zu wirklich glücklichen Menschen macht. Der Lebensbereich "Frieden" meint dabei den inneren Frieden durch ein sinnvolles Leben und "Freunde" unser soziales Netzwerk. Der von Ihnen im Zusammenhang "Perspektive Leben" angesprochene Bereich Soziales kommt also gleich zweimal vor, denn durch ein soziales Engagement sorgen wir für unseren inneren Frieden, indem wir einen sinnvollen Beitrag leisten und wir sorgen für unser soziales Netzwerk, da wir hier viele wirkliche Freunde finden können. Ihre Arbeit ist ja nicht nur ein "Geben in eine Richtung". Durch das Engagement für andere Menschen bekommt jeder auch viel zurück, eben weil er einen sinnvollen Beitrag leistet und Sinn definiert sich nur durch die Wirkung auf andere Menschen.

Frage: Unternehmer werden manchmal auch als "Ausbeuter" bezeichnet. Wie schätzen Sie das Verhältnis des Mittelstands zu Themen wie Ethik, Moral und Werte ein?

Dr. Cay von Fournier: Das Klischee vom "Ausbeuter" ist heute nicht mehr zeitgemäß, auch wenn es nach wie vor immer wieder zu hören ist, gerade auch von linken Ideologien, die in den Strukturen des letzten Jahrhunderts denken. Die Welt hat sich verändert und heute kann kein Unternehmer mehr ohne das Potenzial seiner Mitarbeiter erfolgreich sein. Diejenigen, die es immer noch versuchen (und hiervon gibt es leider auch einige Vertreter auf der Unternehmerseite), werden mittelfristig scheitern. Im Wettlauf der Globalisierung wird nur die Wohlstandsnation ihren Wohlstand sichern können, die auf Kreativität, Ideen, Bildung und Engagement der Menschen setzt. Und dies geht nur auf der Basis guter Führung und gelebter Werte.

Frage: Hat ein Unternehmer denn nicht schon genügend im sozialen Bereich getan, wenn er Menschen sozusagen "in Lohn und Brot nimmt"?

Dr. Cay von Fournier: Es kommt darauf an, wie ein Mensch seine eigene Mission und Berufung definiert. Viele definieren sie über materiellen Wohlstand und wundern sich, dass sie dadurch nicht glücklich werden. Manche definieren ihren eigenen Sinn so, wie Sie ihn in Ihrer Frage beschreiben. Und in der Tat, ein Unternehmer, der ein gesundes Unternehmen in die nächste Generation führt, also langfristig erfolgreich ist, seine Mitarbeiter anständig bezahlt, gute Arbeitsbedingungen und Weiterbildung bietet, tut wesentlich mehr für die Gesellschaft, als so manche sozialistischen Weltverbesserer, die so durch die Talkshows ziehen. Sozialismus ist nicht die Lösung im Sinne einer sozialen Gerechtigkeit. In allen sozialistischen Ländern ging und geht es der Bevölkerung wesentlich schlechter, als in Ländern mit Marktwirtschaft. Abgesehen davon führt eine sozialistische Gesellschaft stets in eine unfreie und totalitäre Gesellschaftsform, die ihre Leistungsträger einsperren muss. Sozialismus ist in hohem Maße asozial, denn zur sozialen Gerechtigkeit gehört eben auch die Leistungsgerechtigkeit. In diesem Sinne tragen Unternehmer einen sehr großen sozialen Beitrag zu unserer Wohlstandsgesellschaft, die wir immer noch großflächig sind.

Frage: Warum sollten sich Ihrer Meinung nach Unternehmer sozial engagieren?

Dr. Cay von Fournier: Der Unternehmer ist ein Teil der Gesellschaft und definiert sich als solcher. Die meisten Unternehmer sind sich ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst und sie tragen diese wesentlich besser, als so manche Politiker, die Wohlsstandsverteilung mit sozialer Gerechtigkeit verwechseln. Viele Unternehmer, die ich persönlich kenne, tun wesentlich mehr, als sie müssten. Dies geschieht aufgrund freiwilliger, ethischer Verantwortung für das Ganze. Sobald wir anfangen, Menschen zu zwingen, sich sozial zu engagieren, erreichen wir genau das Gegenteil. Es gibt daher keinen zwingenden Grund, jedoch eine freiwillige Verantwortung. Freiheit und Verantwortung müssen Hand in Hand gehen. Wenn Sie so wollen, denn ist der wesentliche Grund, nach dem Sie fragen, die Liebe zu Freiheit und einer freien Gesellschaft. Diese kann nur funktionieren, wenn Menschen freiwillig füreinander Verantwortung tragen.

Frage: Worauf führen Sie es zurück, dass laut einer 2005 im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und des Wirtschaftsmagazins „impulse“ durchgeführten Untersuchung, der Anteil des finanziellen bzw. geldwerten Aufwands des sozialen und gesellschaftlichen Engagement am Jahresumsatz bei den Unternehmen mit weniger als 250.000 Jahresumsatz im Durchschnitt 3,1 Prozent beträgt, während Großkonzerne ihrer sozialen Verantwortung mit lediglich durchschnittlich 0,1 Prozent ihres Jahresumsatzes Rechnung tragen? Und wie könnten gerade die weltweit agierenden Groß-Konzerne, die den meisten Profit aus der Globalisierung ziehen und am wenigsten von deren Folge betroffen sind, dazu gebracht werden, national und international ihrer gesellschaftlich-sozialen Verantwortung noch mehr Rechnung zu tragen?

Dr. Cay von Fournier: Ein Grund ist wohl der, dass die großen Konzerne nicht mehr inhabergeführt und dementsprechend weit weg von den Menschen sind – sowohl, was die eigenen Mitarbeiter als auch, was die Menschen im allgemeinen anbelangt. Verantwortung - auch die moralische - wird mehr delegiert, als selbst dafür gerade zu stehen. In kleineren Unternehmen hat der Unternehmer einfach mehr Verantwortungsgefühl für den einzelnen Mitarbeiter, weil er in der Regel auch seine Lebensumstände, Familie usw. kennt. Der Chef geht durch den Betrieb, fragt auch manchmal nach den kleinen Dingen des Lebens. Konzernchefs und Vorstände leben dagegen oft in einer völlig anderen Welt und sind meilenweit von der Realität des Mitarbeiters entfernt. Sie können sich nicht vorstellen, was es heißt, von € 1.500,-- bis € 2.000,-- im Monat leben zu müssen. Um Armut zu erleben muss man auch nicht immer bis nach Afrika gehen, sie passiert täglich direkt vor unserer Haustür. Auf der anderen Seite muss man sich einmal die Dimensionen vorstellen, wenn Konzerne sich im gleichen Maße finanziell engagieren würden, wie dies kleine und mittelständische Unternehmen tun. Unvorstellbares wäre möglich! Aber wie ich schon gesagt habe: Zwang bringt nichts, vielleicht sollten Konzernchefs einmal von Zeit zu Zeit in die „Niederungen“ steigen und die Familie eines Mitarbeiters am Fließband besuchen, um zu sehen, wie deren Leben aussieht.

Frage: Warum engagieren Sie bzw. das SchmidtColleg sich für die Initiative „Perspektive Leben – Unternehmen helfen Menschen in Not?

Dr. Cay von Fournier: Nun, hier gibt es mehrere Gründe. Wie gesagt wir treten für Ethik und eine freie Welt ein, in der alle Menschen eine echte Chance verdienen. Ihre ersten Fragen habe ich in Bezug auf unsere Gesellschaft in Deutschland und Europa beantwortet. Das Engagement für die Dritte Welt gibt uns darüber hinaus jeden Tag aufs Neue Anlass zur Demut, denn hier leben wirklich sehr viele Menschen, die sich nicht selber helfen können, auch wenn vielerorts die jeweiligen Regierungen die größte Schuld an diesem Zustand auf sich laden. Aber dafür können diese Menschen nichts. Was wir als kleines Unternehmen beitragen können ist, Menschen wie Karlheinz Böhm (ein wahrer Unternehmer) zu unterstützen, das sollten wir tun. Ich bin viel durch Afrika gereist, war in Eritrea an der Grenze zu Äthiopien, in Malawi, wo ich als Assistenzarzt, damals schon mit der Unterstützung von SchmidtColleg, einen Arzt zur Ausbildung nach Deutschland holte. Ich war in Zimbabwe, bevor das unmenschliche Regime die Menschen dort in die Armut führte. Ich war in Nigeria, in dem es brutal zu geht und anderen afrikanischen Ländern. Wer einmal in Afrika war, wird diesen Kontinent lieben oder hassen, aber ihn nicht vergessen. Seit meiner ersten Reise nach Afrika liebe ich diesen Kontinent. Bezug nehmend auf Ihre beiden letzten Fragen, bin ich also schon guter Dinge, dass gerade viele kleine Unternehmen und Existenzgründer von der Idee „Perspektive Leben“ begeistern sind und diese Aktion auch gerne mit einer kleinen Spende und durch die Einbindung von Bannern unterstützen werden.