Wirtschaft Ostdeutschland legt 2006 deutlich zu


Wirtschaft Ostdeutschland legt 2006 deutlich zu  

Nach einem leichten Rückgang des ostdeutschen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2005 (-0,1 %) und einem Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen um 1,0 % wird die ostdeutsche Wirtschaft (einschließlich Berlin) im laufenden Jahr wieder deutlich zulegen und somit an der gesamtdeutschen Konjunkturerholung teilnehmen. Im letzten Jahr bremste vor allem die äußerst ungünstige Entwicklung des ostdeutschen Baugewerbes das Wachstum der ostdeutschen Wirtschaft. Im laufenden Jahr wird diese Entwicklung sich nicht fortsetzen und zudem eine technische Gegenbewegung eine ähnlich günstige Entwicklung wie in Gesamtdeutschland begünstigen. Auch im kommenden Jahr 2007 ist mit einem spürbaren, gegenüber 2006 jedoch gebremstem Wirtschaftswachstum zu rechnen. Die Zahl der Erwerbstätigen wird allerdings in beiden Jahren rückläufig bleiben.

Das ifo Institut prognostiziert für das Jahr 2006 einen spürbaren Anstieg des preisbereinigten ostdeutschen Bruttoinlandsprodukts um 1,6 %. Einen wesentlichen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung dürfte das verarbeitende Gewerbe (einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) leisten. Mit einem Umsatzplus von 13,6 % im ersten Quartal zeichnet sich für das laufende Jahre eine günstige Entwicklung ab. Nachdem die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe im vergangenen Jahr preisbereinigt um 4,6 % zulegte, wird sich das Wachstum im laufenden Jahr mit 8,4 % beinahe verdoppeln. Auch der ostdeutsche Handel wird im laufenden Jahr voraussichtlich deutlich zulegen. Im ersten Quartal entwickelte sich vor allem der Großhandel mit einem Anstieg des Umsatzes von 7,9 % sehr positiv. Dagegen stagnierte die Entwicklung im Einzelhandel (- 0,4 %). Insgesamt ist für das laufende Jahr mit einem Anstieg der preisbereinigten Bruttowertschöpfung im Handel von 3,2 % zu rechnen. Hierzu werden auch Vorzugseffekte wegen der Erhöhung der Mehrwertsteuer zum Jahresbeginn 2007 und zusätzliche Konsumausgaben infolge der in Deutschland stattfindenden Fußball- Weltmeisterschaft beitragen. Die Umsätze im ostdeutschen Gastgewerbe waren im ersten Quartal leicht rückläufig (-1,8 %). Verschiedene Konjunkturindikatoren wie die ifo Geschäftserwartungen und das Verbrauchervertrauen deuten allerdings auf eine günstigere Entwicklung im weiteren Jahresverlauf hin. Da mit Leipzig und Berlin zwei WM-Spielorte in Ostdeutschland liegen, ist auch hier mit positiven Effekten zu rechnen. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im ostdeutschen Gastgewerbe dürfte im laufenden Jahr um 1,7 % zunehmen. Die ostdeutsche Bauwirtschaft verzeichnete 2005 einen Rückgang der preisbereinigten Bruttowertschöpfung von 8,9 %. In die ersten vier Monate des laufenden Jahres startete das Bauhauptgewerbe zwar mit einem Umsatzminus von 10,0 %. Das Ausbaugewerbe erzielte hingegen ein Umsatzanstieg von 2,8 %. Insgesamt dürfte die ostdeutsche Bauwirtschaft im laufenden Jahr mit einem Rückgang der preisbereinigten Bruttowertschöpfung von 3,2 % deutlich langsamer schrumpfen als noch im Vorjahr. Ein Indikator dafür ist die aktuelle Verbesserung der Geschäftslagebeurteilungen der Unternehmen im Bauhauptgewerbe.

Für das Jahr 2007 erwartet das ifo Institut mit einem Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts von 1,1 % ein deutlich schwächeres Wachstum der wirtschaftlichen Aktivität in Ostdeutschland. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe (einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) dürfte mit 6,2 % zwar wiederum stark wachsen, jedoch etwas weniger dynamisch als im Jahr 2006. Die zuletzt positive Entwicklung im ostdeutschen Handel wird voraussichtlich wieder etwas abflauen, wozu sowohl die Mehrwertsteuererhöhung zu Beginn des Jahres 2007 als auch die generelle Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Ostdeutschland beitragen werden. Dennoch ist mit einem Wachstum der preisbereinigten Bruttowertschöpfung von 2,6 % zu rechnen. Auch im Gastgewerbe wird die Entwicklung mit einem Anstieg der preisbereinigten Bruttowertschöpfung von 1,0 % etwas verhaltener ausfallen. Das ostdeutsche Baugewerbe dürfte seinen Schrumpfungsprozess 2006 noch immer nicht abgeschlossen haben. Für das Jahr 2007 rechnet das ifo Institut mit einem Rückgang der preisbereinigten Bruttowertschöpfung von 5,9 %.

Trotz des spürbaren Wachstums wird die Zahl der Erwerbstätigen in Ostdeutschland auch in den Jahren 2006 und 2007 rückläufig sein. Zwar fällt dieser Rückgang im Jahr 2006 mit 0,3 % recht gering aus. Im Jahr 2007 wird die Erwerbstätigkeit jedoch wieder stärker schrumpfen (-0,9 %). Der Grund hierfür liegt vor allem darin, dass im arbeitsintensiven Baugewerbe immer noch mehr Arbeitskräfte freigesetzt werden als in den kapitalintensiv produzierenden Wachstumsbereichen, insbesondere dem verarbeitenden Gewerbe, aufgenommen werden können.


 

II. Prognose für Sachsen

Nach dem schwachen Jahr 2005 wird die wirtschaftliche Aktivität in Sachsen im laufenden Jahr wieder stark zunehmen. Auch im Jahr 2007 sind die Wachstumsaussichten der sächsischen Wirtschaft gut.

Für das laufende Jahr 2006 prognostiziert das ifo Institut eine Zunahme des preisbereinigten sächsischen Bruttoinlandsprodukts von 1,9 %. Damit dürfte die sächsische Wirtschaft etwas stärker als der Durchschnitt der ostdeutschen Bundesländer wachsen. Das Wachstum wird voraussichtlich weiterhin stark von der Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe getragen. In den ersten vier Monaten verzeichnete das verarbeitende Gewerbe (einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) einen Umsatzanstieg von 17,1 %. Im gesamten Jahr dürfte die preisbereinigte Bruttowertschöpfung um 9,7 % steigen und damit den Zuwachs im Vorjahr übertreffen. Auch im Großhandel zeichnet sich eine günstige Entwicklung ab. Hier nahm der Umsatz im ersten Quartal um 6,8 % zu. Im Einzelhandel ist der Umsatz während des gleichen Zeitraums allerdings um 2,8 % zurückgegangen. Insgesamt dürfte die preisbereinigte Bruttowertschöpfung des sächsischen Handels 2006 um 2,9 % zulegen. Der Umsatz im sächsischen Gastgewerbe war im ersten Quartal rückläufig (-3,1 %). Auch in Sachsen ist im weiteren Jahresverlauf jedoch mit einer deutlichen Verbesserung der Situation zu rechnen. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im sächsischen Gastgewerbe dürfte damit im laufenden Jahr um 1,8 % zunehmen. Weiterhin ungünstig stellt sich dagegen die Entwicklung im sächsischen Baugewerbe dar. Nachdem die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im letzten Jahr bereits um 13,7 % abnahm, ist für das laufende Jahr noch einmal mit einem Rückgang von 8,4 % zu rechnen. Der durch die Beseitigung der Hochwasserschäden in Folge der Flutkatastrophe vom August 2002 zwischenzeitlich verlangsamte Schrumpfungsprozess hat in verstärktem Maße wieder eingesetzt. Es ist davon auszugehen, dass das überdurchschnittlich große sächsische Baugewerbe nochmals deutlich stärker schrumpfen wird als das ostdeutsche Baugewerbe insgesamt. Insbesondere aufgrund der in der Baubranche freigesetzten Arbeitskräfte wird die Anzahl der sächsischen Erwerbstätigen voraussichtlich in einer Größenordnung von 0,6 % zurückgehen.

Auch im Jahr 2007 dürfte die sächsische Wirtschaft wieder spürbar wachsen (+1,6 %), wenn auch weniger stark als noch im laufenden Jahr. Die positiven Effekte, die von Seiten der Geldpolitik und der Auslandsnachfrage ausgehen, dürften sich etwas vermindern. Im sächsischen verarbeitenden Gewerbe ist daher mit einem niedrigeren Anstieg der preisbereinigten Bruttowertschöpfung zu rechnen als im Vorjahr (+7,7 %). Trotz der Mehrwertsteuererhöhung wird der sächsische Handel auch im Jahr 2007 voraussichtlich wieder zulegen (+2,2 %). Das sächsische Gastgewerbe wird hingegen das Vorjahresniveau nicht ganz halten können (- 0,3 %). Der Schrumpfungsprozess der sächsischen Bauwirtschaft dürfte sich im Jahr 2007 abgeschwächt fortsetzen. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung wird voraussichtlich um 5,8 % zurückgehen.

Die Zahl der Erwerbstätigen wird in Sachsen weiter abnehmen. Für das Jahr 2007 wird nach einem Rückgang von 0,6 % im laufenden Jahr eine Abnahme von 1,0 % prognostiziert. Auch hier gilt, dass die im Konsolidierungsprozess befindliche Baubranche immer noch mehr Arbeitsplätze verliert, als im kapitalintensiv produzierenden verarbeitenden Gewerbe geschaffen werden.

Quelle: ifo