Die Weltwirtschaft ist in einem robusten Aufschwung. Das vom ifo Institut erhobene Weltwirtschaftsklima hat sich im Frühjahr 2006 zum dritten Mal in Folge verbessert; und liegt deutlich über dem langfristigen Durchschnitt.


Die Weltwirtschaft ist in einem robusten Aufschwung. Das vom ifo Institut erhobene Weltwirtschaftsklima hat sich im Frühjahr 2006 zum dritten Mal in Folge verbessert; und liegt deutlich über dem langfristigen Durchschnitt.

Der jüngste Anstieg des Klimaindikators ging auf die besseren Urteile zur allgemeinen wirtschaftlichen Lage zurück, die nun ein fünfjähriges Hoch erreicht haben. Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate sind unverändert optimistisch.

Die Expansion der Weltwirtschaft wird im Prognosezeitraum schwungvoll bleiben, sich jedoch schrittweise etwas abflachen. Sie wird vor allem durch die Ertragslage der Unternehmen, die trotz leicht höherer langfristiger Zinsen günstig bleibt, belebt. Die Geldpolitik wird ihren Kurs zwar zunehmend straffen, dabei jedoch nicht restriktiv wirken. Die Prognose basiert auf der technischen Annahme, dass der Ölpreis um 65 US-Dollar je Barrel schwankt und der Euro-Wechselkurs bei etwa 1,25 US-Dollar liegt. In den USA wird das Bruttoinlandsprodukt leicht verlangsamt, aber dennoch robust mit etwa der Trendwachstumsrate steigen. Die Konsumdynamik dürfte sich etwas verlangsamen, da sich die Sparquote infolge eines geringeren Immobilienpreisanstiegs schrittweise erhöht. In Japan wird die konjunkturelle Dynamik hingegen schwungvoll bleiben. Auch in Schwellenländern wird sich die wirtschaftliche Entwicklung lebhaft fortsetzen. In China wird das Bruttoinlandsprodukt weiter kräftig expandieren; in den übrigen Ländern der Region wird sich die konjunkturelle Dynamik, ebenso wie in Lateinamerika, verstärken. Im Euroraum wird das Bruttoinlandsprodukt spürbar steigen. Der Konsum dürfte bei einer verbesserten Lage am Arbeitsmarkt anziehen. Die Investitionen werden sich merklich erhöhen. Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt in der Welt im Jahr 2006 um etwa 5 % steigen; ehe es sich im Jahr 2007 leicht verlangsamt um 4,5 % erhöht. Der Welthandel wird dabei in diesem Jahr um 9 % und im nächsten Jahr um 7,5 % expandieren.

Die Konjunktur in Deutschland zeigt sich zur Jahresmitte 2006 gut in Form. Das hervorragende ifo Geschäftsklima indiziert, dass der Aufschwung der deutschen Wirtschaft beträchtlich an Breite gewonnen hat. Neben dem mit hoher Drehzahl laufenden Exportmotor ist nun auch die Binnenkonjunktur in Schwung gekommen. Die Investitionen in Ausrüstungen haben Tritt gefasst; die neuesten Zahlen des ifo Konjunkturtests signalisieren, dass nicht nur die im Sog des Exportbooms stehenden Unternehmen investieren, sondern nun auch die eher binnenwirtschaftlich orientierten Unternehmen. Selbst der private Konsum hat, nach dem Rückgang im Jahresendquartal 2005, zugelegt; zusätzliche Impulse werden in der zweiten Jahreshälfte von vorgezogenen Käufen ausgehen, mit denen die ab Januar kommenden Jahres geltende höhere Mehrwertsteuer kurzfristig noch eingespart werden kann. Ingesamt wird das reale Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 1,8 % expandieren; nach Ausschaltung der im Vergleich zu 2005 geringeren Zahl an Arbeitstagen um 2 %.

Im kommenden Jahr wird die Konjunktur durch die massive Erhöhung von Steuern und Abgaben zwar beträchtlich gedämpft; gleichwohl wird sich aber der Aufschwung fortsetzen. Diese Einschätzung stützt sich zu einem großen Teil auf die endogene Konjunkturdynamik der deutschen Wirtschaft. Nach einem „klassischen“ Abschwung in den ersten Jahren dieses Jahrzehnts, der von einem Rückgang der Trendwachstumsrate begleitet war, wurde sowohl bei der gesamtwirtschaftlichen Produktion als auch bei den Ausrüstungsinvestitionen im Laufe des Jahres 2004 der untere Wendepunkt erreicht. Seitdem befindet sich die deutsche Wirtschaft in einem konjunkturellen Aufschwung, der sich zu Beginn dieses Jahres weiter verstärkt hat. Nach Analysen des ifo Instituts hält ein solcher Aufschwung in der Regel über etwa 4 Jahre an. Deshalb dürften die endogenen Auftriebskräfte, die von einer weiterhin hohen Exportdynamik begleitet werden, im Jahre 2007 kräftig genug sein, dass durch die dämpfenden Effekte der geplanten fiskalpolitischen Maßnahmen der Aufschwung nicht zum Erliegen kommt.

Die Investitionsdynamik bei den Ausrüstungen und im Wirtschaftsbau wird sich im nächsten Jahr nicht abschwächen. Auch das Arbeitsvolumen wird leicht steigen. Außerdem dürfte der negative Effekt der Mehrwertsteuererhöhung auf den Konsum nicht so groß sein wie von vielen befürchtet. Aufgrund der hohen staatlichen Defizite wurde eine Steuererhöhung von vielen bereits seit längerem erwartet und hat zur Konsumschwäche und dem Anstieg der Sparquote in den vergangenen Jahren beigetragen. Durch die Steuererhöhung selbst sinken deshalb das permanente Einkommen und der Konsum weniger als das gemessene laufende verfügbare Einkommen. Aus all diesen Gründen braucht der private Konsum trotz der Mehrwertsteuererhöhung und anderer Maßnahmen zur Verbesserung der staatlichen Einnahmen nicht zu sinken. Alles in allem wird das reale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2007 um 1,7 % steigen, kalenderbereinigt um 1,8 %. Bei einem Potentialwachstum von schätzungsweise 1,25 % schließt sich die seit 2003 bestehende Outputlücke im Prognosezeitraum. Die Verbraucherpreise steigen im Jahresdurchschnitt 2006 um 1,8 %. Im nächsten Jahr beschleunigt sich der Preisauftrieb aufgrund des Maßnahmenpakets der Bundesregierung auf 2,5 %.

Erstmals seit 2001 dürfte im laufenden Jahr das Maastricht-Kriterium für das Finanzierungsdefizit des Staates eingehalten werden. Mit 61 Mrd. Euro oder 2,7 % des nominalen Bruttoinlandsprodukts bleibt sogar ein Sicherheitsabstand von rund 8 Mrd. Euro bis zur 3-%-Hürde. 2007 sinkt die Defizitquote nach dieser Schätzung sogar auf 1,8 % des Bruttoinlandsprodukts, aber vom Ziel eines ausgeglichenen Budgets, das ja in Zeiten guter Konjunktur erreicht werden sollte, ist der Staat immer noch weit entfernt.

Bei alledem wird sich Lage am Arbeitsmarkt allmählich aufhellen: Die Zahl der Erwerbstätigen wird im Jahresdurchschnitt 2006 um 70 000 zunehmen. Im Verlauf des nächsten Jahrs steigt die Erwerbstätigkeit etwas langsamer; aufgrund des Überhangs nimmt die Zahl der Erwerbstätigen im Jahresdurchschnitt hingegen stärker, nämlich um 180 000 zu. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung trägt hierzu etwa die Hälfte bei. Auch die Zahl der Selbständigen wird sich weiter erhöhen, trotz eines nur geringen Ausbaus geförderter Existenzen wird sie um 70 000 zunehmen. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen wird im Jahresdurchschnitt 2006 um 260 000 sinken, im nächsten Jahr um 150 000.

Eckdaten der Prognose für die Bundesrepublik Deutschland(PDF)

Quelle: ifo