Existenzgründungsberatung
Als Existenzgründungsberatung wird die Beratung über Formen, Finzanzierungsmöglichkeiten, Chancen und Risiken der Gründung einer beruflichen Selbständigkeit (Existenzgründung) bezeichnet.
Gründungsberatungen und -Berater
Qualifikation in der Existenzgründungsberatung
Generell erfordert die Berufsbezeichnung Existenzgründungsberater oder Gründungsberater keinen Nachweis besonderer fachlicher Qualifikationen. Dieses Berufsfeld ist nicht geschützt. In der Praxis spricht man von Gründungsberatern, wenn diese mehr als 150 Tage im Jahr in der Gründungsberatung tätig sind.
Gründungsberatungsarten
Die Dienstleistung wird von verschiedenen Organisationen aus unterschiedlicher Perspektive angeboten, wobei in der Bezeichnung des jeweiligen Angebots häufig fälschlicherweise die Information über Sachverhalte (wie beispielsweise Fördermittel) mit der individuellen Beratung verwechselt wird. Die individuelle Beratung hingegen geht auf die besonderen Umstände, Vorhaben und Rahmenbedigungen des Gründers ein. Im Rahmen der Beratung werden so individuelle Problemlösungen erarbeitet.
Zu den Organisationen, die Existenzgründungsberatung anbieten, gehören unter anderem (keine abschließende Aufzählung!):
-Arbeitsagenturen informieren über Voraussetzungen und Antragswege für Zuschüsse zur Lebensführung bzw. sozialen Sicherung während einer Anfangsphase. Hierzu gehören beispielsweise Einstiegsgeld, Existenzgründungszuschuss und Überbrückungsgeld sowie besondere Möglichkeiten durch Ausschöpfung von ESF-Mitteln.
-Anbieter im Sozialversicherungssystem informieren über Gründertarife
-Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern informieren über die lokalen Rahmenbedingungen wie beispielsweise erforderliche Genehmigungen und lokale/regionale Förderprogramme
-Berufsverbände informieren über besondere Voraussetzungen
-Gründerberatungsstellen informieren insbesondere über Förderprogramme, von Einstellungs- und Eigenkapitalhilfen bis zu Investitionsprogrammen
-Steuerberater geben insbesondere steuerlich orientierte Gründungsberatung, welche bei Finanzierungsfragen von besonderer Bedeutung ist.
-Wirtschaftsanwälte beraten zu den rechtlichen Angelegenheiten
-Unternehmensberater beraten mit der Spezialisierung auf einzelne Gründungsaspekte (wie Finanzierung, Marketingkonzept, Markteintritt usw.) oder
-Spezialisierte Gründungsberater (Unternehmensberater) helfen bei der Konzeptentwicklung, der Marktanalyse sowie den Fragen der persönlichen Versorgung und Vorsorge
Wer also eine Gründungsberatung in Anspruch nimmt, kann nicht damit rechnen, an einer Stelle oder von einem Berater umfassend über alle Bereiche der Gründung informiert zu werden.
Elemente einer Gründungsberatung
Die Gründungsberatung sollte von einem oder mehreren Beratern alle Fragen der Existenzgründung abdecken. Hierzu gehören
-Persönliche Aspekte und Voraussetzungen (z. B. Sicherung des notwendigen Lebensunterhalts/notwendige Privatentnahmen, Absicherung der Familie, notwendige Versicherungen und Rücklagen, voraussichtliche Steuerbelastung, pivate oder gesetzliche Altersvorsorge, private oder gesetzliche Krankenversicherung, Absicherung gegen Krankheit und Berufsunfähigleit)
-Betriebliche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen (z. B. Rechtsform, Gründungsmöglichkeiten, notwendige behördliche Genehmigungen und Erlaubnisse, Standortwahl und -bewertung, Aspekte bei der beschäftigung von Mitarbeitern usw.)
-Marktchancen und -risiken (z. B. Marktwachstum, Wettbewewrbsdruck, Lieferantenmacht, Kundensegmente, mögliche Zielgruppen)
-Kapitalbedarf und Finanzierung (z. B. erforderliche Betreibsmittel und Investitionen)
Liquidität und Rentabilität (z. B. Mittelzu- und -abflüsse in den ersten drei Jahren, Erweiterungs- und Folgeinvestitionen)
-Tragfähigleit des Konzeptes: Welche Chancen und Risiken ergeben sich vor dem Hintergrund der aufgzeigte Apekte für den Gründer?
Checkliste Gründungsberater
Um den geeigneten Gründungsberater insbesondere für die individuelle Hilfe bei der Geschäftsentwicklung finden zu können, sollten einige Fragen geklärt werden:
-Welche Leistungen sind in der (kostenpflichtigen) Beratung enthalten?
-Wie viele Gründer wurde bereits um Berater betreut?
-Wie viel Prozent seiner Arbeitszeit verwendte der Berater für die Existenzgründungberatung? - Dabei muss es eine nicht einhundertprozentige Auslastung der Gründungsberatung ein Hinderungsgrund sein, wenn der Berater ähnliche Tätigkeitsfelder in der restlichen Zeit bearbeitet (z. B. junge Unternehmen, Schulungen usw.)
-Ist der Berater bei den Fördermittelstellen wie dem RKW gelistet? - Dies setzt eine Bonitätsprüfung sowie ein gutes polizeiliches Führungszeugnis voraus.
-Arbeitet der Berater mit anderen Spezialisten zusammen oder arbeiten diese auch in der Organisation (z. B. Rentenberater, Rechtsanwälte, Steuerberater)
-Wie wird das Ende des Beratungsprozesses definiert (wann sieht der Berater seine Aufgabe als erfüllt)?
-Ist der Berater besonders aktiv in Sachen Existenzgründung (z. B. durch Mitarbeit an newslettern, Verfassen von Fachartikeln, Mitarnbeit an regionalen Projekten, Betreuung von Gründerstammtischen usw.)?
-Wird auf etwaige Möglichkeiten von Beratungszuschüssen sowie Antragsverfahren informiert?
-Gibt es Referenzen wie erfolgreiche Gründer, die vom Berater begleitet wurden?
Bevor ein Berater ausgewählt wird, sollte zunächst der Informationsbedarf geklärt werden. In der (regelmäßig kostenfreien) Erstberatung können dann die möglichen von erforderlichen Leistungen differenziert werden.