Der Aufschwung in der deutschen Wirtschaft hat weiter an Dynamik gewonnen


Der Aufschwung in der deutschen Wirtschaft hat weiter an Dynamik gewonnen

Beigetragen zu diesem Aufschwung haben nahezu alle Wirtschaftsbereiche. Impulse kamen weiterhin vom Außenhandel. Zuletzt hat sich zusätzlich die Inlandsnachfrage, getragen von einem Investitionsaufschwung, deutlich belebt. Die konjunkturelle Entwicklung hat damit an Breite und Substanz gewonnen. Hiervon konnte auch die Beschäftigung merklich profitieren. Im zweiten Halbjahr dürfte sich nach den vorliegenden Indikatoren die Expansion der deutschen Wirtschaft mit unverändert hohem Tempo fortsetzen. Hierzu tragen weiterhin sowohl das Produzierende Gewerbe als auch viele Dienstleistungsbereiche bei. Dies deuten jedenfalls die einschlägigen Stimmungsindikatoren für Dienstleistungen, aber auch die Entwicklung der Beschäftigung an. Die Impulse hierfür dürften dabei erneut sowohl vom Ausland als auch von der inländischen Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen ausgehen.

Die konjunkturelle Dynamik im Produzierenden Gewerbe hat sich im August weiter verstärkt. Bei anhaltend lebhafter Bautätigkeit nahm die Expansion der Industrieproduktion, gestützt durch kräftige Impulse aus dem Ausland sowie eine starke binnenwirtschaftliche Dynamik, zuletzt spürbar zu. Auch die weiteren Aussichten bleiben günstig. Das nach wie vor gute Geschäftsklima und die rege Bestelltätigkeit sowohl im Bereich der Industrie als auch im Bauhauptgewerbe sind eine gute Voraussetzung für die Fortsetzung des Aufwärtstrends im Produzierenden Gewerbe in den kommenden Monaten.

Von Juli auf August erhöhte sich die Industrieproduktion preis- und saisonbereinigt um +2,3 % und im aussagekräftigeren Zwei- bzw. Dreimonatsvergleich (Juli/August gegenüber Mai/Juni bzw. Juni/Juli/August gegenüber März/April/Mai) um +1,4 % bzw. +2,0 %. Die maßgeblichen Wachstumsimpulse in der Industrie kamen dabei zuletzt von den Vorleistungsgüterproduzenten. Für eine Fortsetzung der dynamischen Industriekonjunktur spricht vor allem die lebhafte Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen aus dem In- und Ausland. Im August haben sich die Auftragseingänge in der Industrie, bei einem überdurchschnittlichen Umfang an Großaufträgen, im Verlauf preis- und saisonbereinigt um 3,7 % erhöht. Im Zweimonatsvergleich (Juli/August gegenüber Mai/Juni) nahmen die Bestellungen um 4,3 % zu. Hierbei erhöhten sich die Auftragseingänge bei den Herstellern von Investitionsgütern besonders kräftig um +7,3 %. Der Nachfragezuwachs kam dabei in stärkerem Umfang aus dem Ausland (+8,6 %); aber auch das Plus aus den Inland (+5,5 %) fiel deutlich aus. Dies zeigt, dass die heimischen Unternehmen offensichtlich verstärkt in die Modernisierung und Ausweitung ihres Kapitalstocks investieren wollen. Im Unterschied zur Mehrheit der realwirtschaftlichen Indikatoren haben sich dagegen die ZEW-Konjunkturerwartungen und ein wenig auch das ifo-Geschäftsklima für das Verarbeitende Gewerbe in den letzten Monaten eingetrübt. Ursache sind gedämpfte Geschäftserwartungen, vermutlich insbesondere wegen vorübergehend dämpfenden Effekten der Fiskalpolitik zu Beginn des nächsten Jahres.

Nach der nicht zuletzt durch Nachholeffekte außergewöhnlich kräftigen Ausweitung der Bauproduktion im zweiten Quartal setzt sich die Expansion der Bautätigkeit zügig fort. Mit einem Zuwachs von saisonbereinigt +1,2 % im August nimmt sie im Zwei- bzw. Dreimonatsvergleich um +3,5 % bzw. +7,8 % zur jeweiligen Vorperiode zu. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe entwickeln sich insgesamt günstig und erhöhten sich im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich um 3,4 %. Diese Entwicklungen sprechen für eine gestärkte Baukonjunktur, die sich in den kommenden Monaten fortsetzen dürfte. Die in den vergangenen Monaten rückläufigen Konjunkturerwartungen im Bauhauptgewerbe weisen jedoch auf Belastungen für die Baukonjunktur hin, die Anfang nächsten Jahres aufgrund der gegenwärtigen Vorzieheffekte vorübergehend erwachsen dürften.

Die preis- und saisonbereinigten privaten Konsumausgaben haben sich im ersten Halbjahr insgesamt gegenüber der Vorperiode moderat erhöht. Die Einzelhandelsumsätze (ohne den Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen) stagnierten preis- und saisonbereinigt im August, bleiben aber in der Tendenz weiter leicht aufwärts gerichtet. Das Geschäftsklima im Einzelhandel entwickelte sich im Verlauf dieses Jahres eher seitwärts. Die Stimmung der Verbraucher hellte sich nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) demgegenüber bis zuletzt leicht auf. Im weiteren Jahresverlauf sind Impulse vor allem durch Vorzieheffekte im Vorgriff auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer zu erwarten.

Der Außenhandel verlief im August zwar in ruhigen Bahnen, in der Tendenz konnte er nach vorübergehend gedämpfter Entwicklung im ersten Halbjahr aber in den vergangenen Monaten wieder mehr Fahrt aufnehmen. Die Warenausfuhr in jeweiligen Preisen hat sich saisonbereinigt von Juli auf August nicht nennenswert verändert (-0,1 % zum Vormonat). Zuvor war sie aber im Juni und Juli merklich gestiegen (Dreimonatsrate +2,4 % zur Vorperiode). Die weiteren Aussichten für die deutschen Ausfuhren haben sich zuletzt wieder aufgehellt. Die internationalen Organisationen rechnen trotz der Straffung der Geldpolitik in den USA und der Eurozone sowie der sich etwas eintrübenden Stimmungsindikatoren für die Weltwirtschaft auch für 2007 mit einer nur wenig abgeschwächten weltwirtschaftlichen Dynamik. Auch nationale Indikatoren, wie Auslandsbestellungen oder ifo-Exporterwartungen in der Industrie, entwickeln sich günstig. Deshalb spricht insgesamt einiges für eine wieder etwas stärker aufwärts gerichtete Exportentwicklung in den kommenden Monaten. Die Einfuhr nahm in jeweiligen Preisen von Juli auf August saisonbereinigt um -0,4 % ab, erhöhte sich aber im Dreimonatsvergleich deutlich um +3,3 %. Ebenso wie bei den Exporten zeichnet sich damit am aktuellen Rand eine Belebung ab. Die Einfuhrpreise lagen im August um +5,5 % höher als im Vorjahr, haben sich im Verlauf des Jahres aber nicht weiter beschleunigt. Der Handelsbilanz- und der Leistungsbilanzüberschuss bleiben in der Tendenz gegenüber dem Vorjahr weiter rückläufig.

Am Arbeitsmarkt setzen sich die Besserungstendenzen, gestützt durch die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung, fort. Die Beschäftigung und insbesondere die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erhöhten sich weiter kräftig. Das Angebot an offenen Stellen wurde ausgeweitet. Die Arbeitslosigkeit nahm im September stärker als jahreszeitlich üblich ab. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen sank auf 4,238 Millionen. Saisonbereinigt setzte sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit -17.000 fort. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der registrierten Arbeitslosen im September um 409.000 niedriger. Der hohe Vorjahresabstand ist allerdings nicht allein konjunkturell bedingt, sondern auch auf den Anstieg der Arbeitsgelegenheiten sowie auf Sondereffekte zurückzuführen. Die Arbeitslosenquote sank bundesweit im September auf 10,1 % (August: 10,5 %). In den alten Ländern lag sie zuletzt bei 8,5 % und in den neuen Ländern bei 16,4 %. Die Erwerbstätigkeit (Inlandskonzept) erhöhte sich im August binnen Jahresfrist um 301.000 Personen auf 39,150 Millionen. Der Beschäftigungsaufbau wurde vor allem durch die Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 194.000 gestützt. Saisonbereinigt stieg die Erwerbstätigkeit von Juli auf August um 29.000 Personen weiter an. Der Beschäftigungsaufbau vollzog sich insbesondere im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen, zu denen auch die Arbeitnehmerüberlassung gehört. Auch das die konjunkturelle Entwicklung widerspiegelnde Angebot an ungeförderten Stellen erhöhte sich im September um 14.000. Insgesamt hat sich die Trendwende am Arbeitsmarkt weiter gefestigt.

Das Preisklima in Deutschland bleibt weiterhin ruhig. Aufgrund sinkender Preise für Heizöl und Kraftstoffe ging der Verbraucherpreisindex vom August auf September deutlich um 0,4 % zurück. Auch die Jahresrate schwächte sich auf 1,0 % ab, nach 1,7 % im Vormonat. Seit ihrem Höchststand Anfang August gehen die Preise für Rohöl merklich zurück. Die so genannte Kerninflation, also der Preisauftrieb ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel, erhöhte sich im September binnen Jahresfrist um 0,8 %.

[1] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den in diesem Bericht verwendeten saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Census X-12-ARIMA-Verfahren. 

Quelle: bmwi