Nachdem die deutsche Volkswirtschaft im ersten Quartal 2006 Fahrt aufgenommen hat, dürften sich die wirtschaftlichen Aktivitäten im Verlauf des zweiten Quartals beschleunigt und dabei auch an Breite gewonnen haben.


Nachdem die deutsche Volkswirtschaft im ersten Quartal 2006 Fahrt aufgenommen hat, dürften sich die wirtschaftlichen Aktivitäten im Verlauf des zweiten Quartals beschleunigt und dabei auch an Breite gewonnen haben.

Hierfür spricht das gute Geschäftsklima der Wirtschaft, insbesondere die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage. Vor allem aber zeigt die Mehrzahl der realen Indikatoren eine weitere Belebung binnenwirtschaftlicher Aktivitäten im zweiten Quartal an. Auch für die kommenden Monate versprechen die vorauslaufenden Indikatoren anhaltende Auftriebskräfte.

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im Mai saisonbereinigt [2] um real 1,5 % zum Vormonat gestiegen. Zudem mehren sich die Signale, die auf eine Belebung der Binnenkonjunkturm hindeuten. Die Industrieproduktion bleibt deutlich aufwärts gerichtet. Mit einem Zuwachs im Mai von saisonbereinigt ebenfalls 1,5 % hat sich ihr Aufwärtstrend nach der moderateren Entwicklung im ersten Quartal wieder spürbar verstärkt. Der Inlandsabsatz industrieller Erzeugnisse beschleunigt sich dabei im April und Mai merklich. Die Aufwärtstendenz der Auftragseingänge schwächte sich dagegen aufgrund des Orderrückgangs im Mai um preis- und saisonbereinigt 1,2 % zum Vormonat etwas ab. Auch bei den Auftragseingängen kamen die Impulse in den vergangenen Monaten zunehmend aus dem Inland. In der Mehrmonatsbetrachtung erhöhten sich die Inlandsorders deutlich (Dreimonatsvergleich: +2,3 %). Dies deutet ebenso wie die Umsatzentwicklung auf eine weitere Belebung der Binnenkonjunktur hin. Die Auslandsnachfrage schwächte sich dagegen ab (Dreimonatsvergleich: -1,4 %). Das ifo-Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe, das sich im Juni weiter aufhellte, ist weiterhin sehr positiv und spricht ebenfalls für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends der Industrieproduktion.

Die Erzeugung des Bauhauptgewerbes war - nach vor allem witterungsbedingtem Rückgang im ersten Quartal - im April und Mai durch kräftige Nachholeffekte gekennzeichnet. Dabei setzen sich die Stabilisierungstendenzen fort. Die Auftragseingänge erhöhten sich im laufenden Jahr von Februar bis April sukzessive und liegen aktuell deutlich über ihrem Vorjahresniveau. Auch wenn sich die Geschäftserwartungen in den vergangenen beiden Monaten etwas abschwächten, ist angesichts der vorlaufenden Indikatoren davon auszugehen, dass die Stabilisierungstendenzen im Baugewerbe anhalten.

Nach dem Anstieg der Privaten Konsumausgaben im ersten Quartal 2006 zeichnen die aktuellen Konsumindikatoren derzeit wieder ein etwas gemischtes Bild. Die Einzelhandelsumsätze (ohne Handel mit Kraftfahrzeuge und ohne Tankstellen) sind im Mai preis- und saisonbereinigt leicht zurückgegangen (-0,4 %). In der Tendenz bleibt ihre Entwicklung weiterhin uneinheitlich. Die kräftige Stimmungsaufhellung beim Einzelhandel im Juni macht allerdings weiter Hoffnung. Auch die Zunahme der PKW-Neuzulassungen in diesem Jahr ist ein positives Signal. In den kommenden Monaten dürften die Verbraucher zudem in gewissem Umfang Käufe vorziehen, um der Umsatzsteuererhöhung auszuweichen. Die Stimmung der Verbraucher verbessert sich schon seit Monaten. Alles in allem dürfte die Ausgabenbereitschaft der Verbraucher etwas zunehmen.

Der Außenhandel verläuft, nachdem er im Jahr 2006 zunächst eine beschleunigte Gangart eingeschlagen hatte, in den letzten Monaten mit gedämpfter Dynamik. Die nominellen Warenausfuhren sind im Mai saisonbereinigt um 1,5 % zurückgegangen. Im Dreimonatsvergleich März/April/Mai gegenüber Dezember/Januar/Februar war dagegen nochmals ein Zuwachs der Exporte um 1,7 % zu verzeichnen. Angesichts der nach wie vor expandierenden Weltwirtschaft und der hohen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft dürften von der Außenwirtschaft aber auch weiterhin spürbare Impulse auf die deutsche Konjunktur ausgehen. Hierfür sprechen auch die in der Tendenz weiterhin lebhaften, wenngleich in den letzten Monaten schwankungsanfälligen Auslandsbestellungen in der Industrie und die anhaltend positiven Exporterwartungen der Unternehmen. Die nominellen Wareneinfuhren nahmen saisonbereinigt von April auf Mai um 2,6 % ab. In der etwas längerfristigen Tendenz bleiben sie ebenfalls aufwärts gerichtet (Dreimonatsvergleich +2,1 %). Der Handelsbilanzüberschuss nahm im Mai gegenüber dem Vorjahr mit 12,9 Milliarden Euro (Ursprungswert) zwar wieder zu. Die im laufenden Jahr kumulierten Handelsbilanz- und Leistungsbilanzüberschüsse liegen bis Mai aber weiter unter den Vorjahresergebnissen.

Am Arbeitsmarkt setzten sich die seit Monaten zu beobachtenden Besserungstendenzen fort. Die Arbeitslosigkeit geht spürbar zurück, die Beschäftigung zeigt Stabilisierungstendenzen und die Zahl der offenen Stellen steigt. Die Arbeitslosigkeit ist im Juni weiter auf bundesweit 4,397 Millionen Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote verringerte sich auf 10,5 % (Mai: 10,8 %). Die Arbeitslosigkeit nahm dabei stärker ab als saisonüblich. Hierzu trugen die Fußball WM mit geschätzten 50.000 zusätzlichen Stellen sowie die Arbeitsmarktpolitik mit einer Zunahme der Arbeitsgelegenheiten um 15.000 maßgeblich bei. Saisonbereinigt verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen von Mai auf Juni um 49.000, nach durchschnittlich -28.000 in den vergangenen sechs Monaten. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Zahl der Arbeitslosen im Juni um 383.000 niedriger. Die Erwerbstätigkeit hat sich im Mai zwar erhöht, der Rückgang der Arbeitslosigkeit wurde bislang aber noch von keinem entsprechenden Beschäftigungsanstieg begleitet. Die Zahl der Erwerbstätigen (Inländer) lag im Mai bei 38,66 Millionen. Im saisonbereinigten Verlauf erhöhte sie sich um 43.000 Personen. Der Vorjahresabstand stieg weiter leicht auf +65.000. Der Abbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung dürfte allmählich zum Stillstand kommen. Sie lag im April nach ersten vorläufigen Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit mit 26,10 Millionen Personen erstmals wieder über dem Vorjahresstand (+3.900 Ursprung).

Das Preisklima in Deutschland bleibt maßgeblich durch die steigenden Energie- und Rohstoffpreise bestimmt. Nach zwischenzeitlichem Rückgang bis Mitte Juni haben sich die Preise für Rohöl wieder deutlich erhöht. Gemessen an den Vorjahresraten nahm der Preisauftrieb bei den Einfuhrpreisen und den Erzeugerpreisen im Mai weiter etwas zu. Auf der Verbraucherstufe hat sich der Preisauftrieb im Juni dagegen sowohl im Verlauf mit +0,2 % zum Vormonat als auch mit +2,0 % zum Vorjahr nicht beschleunigt. Von der Verteuerung der Energiepreise abgesehen, bleibt das Preisklima hier weiterhin ruhig. Die Kerninflationsrate, also die Verbraucherpreise ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel, betrug im Juni +0,9 %.

Quelle: bmwi