Nachdem die Wirtschaft gut in das laufende Jahr gestartet war, hat sich die Erholung der wirtschaftlichen Aktivität im zweiten Quartal dieses Jahres beschleunigt fortgesetzt.


Nachdem die Wirtschaft gut in das laufende Jahr gestartet war, hat sich die Erholung der wirtschaftlichen Aktivität im zweiten Quartal dieses Jahres beschleunigt fortgesetzt.


Nach der Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2006 preis-, kalender- und saisonbereinigt [1] gegenüber dem ersten Quartal um 0,9 % zugenommen. Dies ist der stärkste BIP-Zuwachs seit fünf Jahren. Im Vorjahresvergleich erhöhte sich das BIP real um 1,0 %. Da in diesem Jahr die Osterfeiertage ins zweite Quartal fielen, standen weniger Arbeitstage zur Verfügung als im letzten Jahr. Arbeitstäglich bereinigt hat sich das BIP daher deutlich stärker erhöht (+2,4 %). Die Ergebnisse für die Vorzeiträume wurden im Zuge der Neuberechnung revidiert. Im saisonbereinigten Verlauf ergibt sich nun ein BIP-Zuwachs für das erste Quartal um 0,7 % (bisher 0,4 %) und für das vierte Quartal 2005 um 0,3 % (bisher 0,0 %).

Die entscheidenden Impulse für das Wachstum kamen im zweiten Quartal aus der Belebung der Investitionstätigkeit. Bei den Ausrüstungsinvestitionen scheint sich die Aufwärtstendenz fortgesetzt zu haben. Maßgebliche Wachstumsimpulse kamen zuletzt auch von den Bauinvestitionen. Die im ersten Quartal vor allem witterungsbedingte Einschränkung der Bautätigkeit wurde kompensiert. Angesichts der etwas gedämpfteren Dynamik im Außenhandel dürfte der Wachstumsimpuls aus dem Außenbeitrag hingegen etwas schwächer ausgefallen sein. Die skizzierten Entwicklungen im zweiten Quartal werden durch die aktuellen Konjunkturindikatoren weitgehend gestützt. Für die kommenden Monate signalisieren die Indikatoren eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung, die Auftriebskräfte könnten sich allerdings auch vor dem Hintergrund des derzeit erreichten hohen Niveaus etwas abschwächen.

Von der Industrie gingen auch im zweiten Quartal wieder spürbare Impulse für das gesamtwirtschaftliche Wachstum aus. Die Industrieproduktion hatte sich von Mai auf Juni saisonbereinigt zwar merklich verringert (-0,7 %), im gesamten zweiten Quartal lag sie aber deutlich über dem Ergebnis des Vorquartals. Der Zuwachs fiel mit +1,5 % dabei noch weitaus stärker aus als im ersten Quartal (+0,6 %). Die Beschleunigung der Wachstumsdynamik kam vor allem aus dem Bereich der Vorleistungs- und der Konsumgüterproduzenten (+2,3 % bzw. +1,6%), während sich die Erzeugung der Hersteller von Investitionsgütern deutlich weniger stark erhöhte (+0,4 %). Der Umsatzentwicklung zufolge wurde die Entwicklung der Industrieproduktion dabei vor allem durch die Zunahme der Verkäufe im Inland gestützt. Bei anhaltend kräftigem Wachstum der Auslandsumsätze (saisonbereinigt +2,5 %) zogen die Umsätze im Inland um 2,8 % an. Vorlaufende Indikatoren deuten hingegen in den kommenden Monaten auf eine etwas gedämpftere Dynamik der Industrieproduktion hin. So waren wichtige Stimmungsindikatoren wie der ifo-Geschäftsklimaindex, der Reuters Einkaufsmanagerindex und die ZEW-Konjunkturerwartungen im Juli merklich zurückgegangen. Die ZEW-Konjunkturerwartungen und die Erwartungskomponente beim ifo-Geschäftsklima sind dabei schon seit einigen Monaten rückläufig. Auch die Auftragseingänge in der Industrie gingen im Verlauf des zweiten Quartals zurück. Im Gesamtquartal lag das Ordervolumen saisonbereinigt dabei über dem Zuwachs im Vorquartal (+1,6 %), die monatliche Verlaufsrate hatte sich zuletzt aber auf +0,9 % verringert. Erfreulich ist die deutliche Belebung der Bestelltätigkeit im Inland (+3,1 %), dem steht aber ein Rückgang der Auslandsbestellungen um 1,2 % gegenüber.

Im Bauhauptgewerbe konnten die vor allem witterungsbedingten Produktionsausfälle des ersten Quartals aufgeholt werden. Mit einem Zuwachs von 10,6 % erhöhte sich die Bauproduktion im zweiten Quartal insgesamt deutlich, wenngleich zuletzt im Juni ein Rückgang um 1,2 % zu verzeichnen war. Angesichts des spürbaren Orderzuwachses um saisonbereinigt 2,0 % im zweiten Quartal dürfte auch absehbar mit einer Expansion der Bauproduktion zurechnen sein.

Nach dem sich der private Konsum in den ersten Monaten dieses Jahres spürbar belebt hatte, zeichnet sich im zweiten Quartal wieder eine etwas gedämpftere Konsumentwicklung ab. So sind die Einzelhandelsumsätze (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen) im zweiten Quartal preis- und saisonbereinigt um 0,6 % angestiegen, nachdem sie im ersten Quartal noch um 1,1 % zugenommen hatten. Beim Umsatzwachstum dürften zuletzt auch Sondereinflüsse der Fußballweltmeisterschaft und gegebenenfalls auch Vorzieheffekte aus der bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung zum Tragen gekommen sein. Für die weitere Entwicklung des privaten Konsums zeichnen die Indikatoren derzeit kein eindeutiges Bild. Das Geschäftsklima im Einzelhandel hatte sich im Juli wieder verschlechtert. Die PKW-Neuzulassungen sind im zweiten Quartal spürbar zurückgegangen. Andererseits verbessert sich die Stimmung der Verbraucher schon seit Monaten und das insbesondere aufgrund einer deutlich gestiegenen Anschaffungsneigung.

Die nominellen Warenausfuhren sind nach -1,6 % im Mai, im Juni saisonbereinigt wieder um 1,5 % angestiegen. Die Ausfuhrentwicklung der letzten Monate hat damit einen in der Tendenz insgesamt merklich flacheren Verlauf. Nach einer Zunahme um saisonbereinigt 5,1 % im ersten Quartal dieses Jahres lag die Zuwachsrate der Exportwerte im zweiten Quartal bei 1,0 %. Ursachen hierfür könnten die sich allmählich bemerkbar machende Euro-Stärke und eine etwas weniger ausgeprägte Expansion der Weltwirtschaft, insbesondere auch die langsamere Gangart der US-Konjunktur sein. Auf eine fortgesetzt leicht schwächere Ausfuhrdynamik deutet auch die rückläufige Entwicklung der Auslandsaufträge in der Industrie und die Abschwächung der ifo-Exporterwartungen hin. Die meisten Prognostiker gehen aber nach wie vor von einer weiterhin dynamischen Weltwirtschaft aus. Von der Ausfuhrentwicklung dürften daher anhaltende konjunkturelle Impulse zu erwarten sein. Zunehmende geopolitische Spannungen sowie die Entwicklung der Rohölpreise und der Wechselkurse bleiben aber nicht zu unterschätzende Risiken. Die Einfuhrwerte hatten sich saisonbereinigt zuletzt kräftig erhöht (+3,5 %). Im gesamten zweiten Quartal stiegen sie saisonbereinigt um 0,9 %, nach +7,5 % im ersten Quartal. Das Wachstum der nominalen Einfuhren hat sich im Vergleich zu den Ausfuhren damit etwas stärker abgeschwächt, allerdings war der Anstieg der Einfuhren im ersten Quartal auch außerordentlich hoch.

Die seit Monaten sichtbaren Besserungstendenzen am Arbeitsmarkt setzten sich verstärkt fort. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen hat sich entgegen dem sonst üblichen saisonbedingten Anstieg von Juni auf Juli erstmals verringert (-12.000) und lag zuletzt bei 4,386 Millionen. Die Arbeitslosenquote lag im Juli wie bereits im Monat zuvor bei 10,5 %. Neben konjunkturellen Einflüssen dürfte die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen auch durch den früheren Zähltag der Statistik Mitte Juli begünstigt worden sein. Da der Beginn der Ferien, mit dem sich erfahrungsgemäß viele Jugendliche arbeitslos melden, in diesem Jahr überwiegend nach dem Zählstichtag in die zweite Julihälfte fiel, wird ein Teil der Arbeitslosigkeit statistisch in den August verschoben. Die Bundesagentur für Arbeit verweist des Weiteren darauf, dass eine bessere Betreuung der Arbeitslosen, der verstärkte Einsatz von Arbeitsgelegenheiten und die Aktualisierung der Statistik durch Einsatz eines neuen Computersystems die Zahl der Arbeitslosen gesenkt habe. Die Erwerbstätigkeit hat sich im Juni binnen Jahresfrist um 285.000 Personen auf 38,923 Millionen erhöht. Saisonbereinigt stieg die Erwerbstätigkeit zuletzt um 48.000 Personen (Mai: +67.000). Der Beschäftigungsaufbau wurde bislang vor allem auch durch den Anstieg der geringfügigen Beschäftigung gestützt. Positiv zu vermerken ist daher die unerwartet gute Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, die sich im Mai nach ersten Schätzungen um 54.000 Personen auf 26,23 Millionen erhöhte. Das Stellenangebot hat sich zuletzt weiter spürbar erhöht, dies gilt vor allem für die die Marktentwicklung besser widerspiegelnden ungeförderten Stellen.

Das Preisklima in Deutschland bleibt auch weiterhin maßgeblich durch die Folgen der gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise bestimmt. Darüber hinaus machten sich auch saisonale Einflüsse wie die mit der beginnenden Ferien- und Urlaubszeit eintretende Verteuerung von Pauschalreisen und Beherbergungsdienstleistungen geltend. Dies waren wesentliche Faktoren, die den Preisauftrieb auf der Verbraucherstufe zuletzt wieder beschleunigten. Mit +0,4 % erhöhten sich die Verbraucherpreise im Juli gegenüber dem Vormonat damit wieder stärker (Juni: +0,2 %). Im Vorjahresvergleich stieg der Index der Verbraucherpreise um 1,9 %. Ausgeprägter war der Preisauftrieb auf den vorgelagerten Stufen. So lag die Jahresteuerungsrate der Importpreise bei 5,6 %. Die Erzeugerpreise stiegen vor allem infolge der Energieverteuerung sogar um 6,1 %. Ohne Energie erhöhten sie sich um 2,4%.

Quelle: bmwi