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Neue Studie zu den Finanzierungsbedingungen kleiner und mittlerer Unternehmen


Unternehmensfinanzierung: Immer noch schwierig, aber erste Anzeichen einer Besserung.

Rating erreicht zunehmend die kleineren Unternehmen.

Die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung zu Bankenverhalten und Finanzierung, die die KfW in Zusammenarbeit mit 25 Wirtschaftsverbänden im ersten Quartal 2005 durchgeführt hat, belegen, dass der Wandel auf den Finanzmärkten weiter zügig vorangeschritten ist. Zwar hatten wiederum rund 42% der Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr mit Schwierigkeiten in Finanzierungsfragen zu kämpfen, doch erstmals gibt es auch deutliche Zeichen einer Besserung.

Sowohl Kreditinstitute wie auch Unternehmen passen ihr Verhalten an die neuen Gegebenheiten auf den Finanzmärkten an. Die Kreditinstitute haben ihre Kreditportfolios bereinigt, flächendeckend moderne Ratingverfahren eingeführt und vergeben Kredite nach transparenteren Risikokriterien. Viele Unternehmen haben sich an den Umgang mit dem Rating gewöhnt und ihre Handlungsmöglichkeiten erkannt. Sie wollen ihre Eigenkapitalquote steigern und ihre Finanzierungsquellen diversifizieren, nicht wenige gehen bereits erfolgreich diesen Weg.

Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2005

1 Hauptergebnisse

Gemeinsam mit 25 Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft hat die KfW auch in diesem Jahr eine breitflächige Befragung von Unternehmen aller Größenklassen, Branchen, Rechtsformen und Regionen zu ihrer Bankverbindung, ihren Kreditbedingungen und ihren Finanzierungsgewohnheiten durchgeführt. Die Befragung fand im 1. Quartal 2005 statt. Wie im Jahr zuvor ist das Ziel, aktuelle Fakten, Einschätzungen und Probleme zu diesen Themenkreisen festzustellen, vor allem aber herauszufinden, in welchem Maße die strukturellen Änderungen auf den Finanzmärkten zu einem Wandel der Unternehmensfinanzierung geführt haben.

Darüber hinaus wurden wiederum Informationen zu einem Sonderthema erfragt. In diesem Jahr wurde das Zahlungsverhalten gewählt, da in der öffentlichen Diskussion die Klagen über eine allgemeine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens stark zugenommen haben und sich ein schlechtes Zahlungsverhalten auch auf die Finanzierungssituation der Unternehmen auswirken kann.

Quelle: kfw


Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2005

Die Hauptergebnisse der diesjährigen Befragung sind:

Finanzierungsbedingungen weiterhin schwierig

  1. Der Finanzmarktwandel schreitet zügig voran. Die Kreditaufnahme ist in den letzten zwölf Monaten wiederum für 42 % der Unternehmen spürbar schwieriger geworden. Es deutet sich jedoch eine Konsolidierung an, da inzwischen knapp 7% der Unternehmen von einer verbesserten Situation berichten, während dieser Wert im Vorjahr nur bei leicht über 4% lag.

    Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe, die über Verschlechterungen klagen, geringfügig gesunken. Die wichtigsten Gründe für eine schwierigere Kreditaufnahme sind – wie im Vorjahr – gestiegene Anforderungen an die Offenlegung von Informationen und die Forderung von mehr Sicherheiten, wobei die Offenlegung nun den häufigsten Grund darstellt.

    Im Schnitt werden weniger Gründe für ein schwieriger gewordenes Kreditumfeld genannt als im Vorjahr, was ebenfalls ein Indiz für eine Konsolidierung darstellt. Von Erleichterungen bei der Kreditaufnahme profitieren auch kleine Unternehmen. Insbesondere ist der Anteil der Kleinunternehmen, die Probleme haben, überhaupt einen Kredit zu bekommen, deutlich um knapp 8 Prozentpunkte zurückgegangen.

  2. Zwischen alten und neuen Bundesländern zeigen sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme. Unterschiedlich sind jedoch die Gründe für Schwierigkeiten: In den neuen Bundesländern werden lange Bearbeitungs- und Entscheidungsdauer sowie Probleme, überhaupt Kredite zu erhalten, häufiger und Dokumentationsund Offenlegungserfordernisse seltener vermeldet als im Westen.

  3. Fast drei Viertel der antwortenden Unternehmen haben im Betrachtungszeitraum Investitionen durchgeführt. Dabei stehen Erweiterungsinvestitionen (42%) in ihrer Bedeutung leicht hinter Ersatzinvestitionen (45%) zurück. 24% der Unternehmen, die zur Finanzierung der Investition einen Bankkredit beantragt hatten, berichten von der Ablehnung des Antrags durch das Kreditinstitut.

    Besonders häufig sind davon Kleinunternehmen sowie ostdeutsche Unternehmen betroffen. Die wichtigsten Gründe für eine Kreditablehnung waren unzureichende Sicherheiten und zu niedrige Eigenkapitalquoten der Unternehmen.

  4. Von der stärkeren Risikoorientierung der Kreditinstitute sind große wie kleine Unternehmen inzwischen gleichermaßen betroffen: Zwar sehen sich kleinere Unternehmen im Vergleich zu größeren nach wie vor höheren Sicherheitsforderungen gegenüber. Bei den Transparenzanforderungen der Institute, die für eine aussagekräftige Risikoanalyse und die Berechnung risikoadäquater Finanzierungskonditionen benötigt werden, existieren hingegen kaum noch Unterschiede.

    Dies deutet auf die mittlerweile flächendeckende Verbreitung bankinterner Ratingtools hin, die nun auch bei kleinen Unternehmen Anwendung finden. Erfreuliche Folge ist, dass kleine Unternehmen inzwischen seltener Probleme haben, überhaupt Kredite zu bekommen.

    Früher führten die für alle Kunden eines Kreditinstitutes weitgehend einheitlichen Zinssätze dazu, dass vor allem kleinere Unternehmen Schwierigkeiten hatten, überhaupt Kredite zu erhalten. Heute nutzen Banken und Sparkassen Ratingtools dazu, Kreditkonditionen zunehmend risikoorientiert zu gestalten. Damit wird insbesondere für kleine Unternehmen der Zugang zu Bankkrediten erleichtert.

  5. Die Aufschlüsselung der Investitionstätigkeit und ihrer Finanzierung nach Branchen zeigt deutlich, dass die stärker exportorientierten Branchen von der dynamischen weltwirtschaftlichen Entwicklung profitieren konnten. Sie konnten insbesondere im Wege der Innenfinanzierung ihre Eigenkapitalposition verbessern, der im Hinblick auf das Kreditrating eine wichtige Signalfunktion gegenüber der Bank zukommt.

    Demgegenüber waren die stark von der Binnenkonjunktur abhängigen Branchen von der schwachen inländischen Wirtschaftsentwicklung negativ betroffen. Unzureichende Absatzmöglichkeiten und eine angespannte Ertragslage machten einen Ausbau der Eigenkapitaldecke schwierig, sie erlebten auch häufiger eine Verschlechterung ihres Kreditratings.

    So verwundert es nicht, dass die stärker exportabhängigen Branchen Verarbeitendes Gewerbe sowie Groß- und Außenhandel seltener von Kreditablehnungen betroffen waren als die stärker binnenwirtschaftlich orientierten Branchen. Dies zeigt, dass ein Teil der Finanzierungsprobleme durch konjunkturelle Faktoren bedingt ist.

Quelle: kfw


Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2005

Finanzierungsquellen: Trotz Umdenken bei den Unternehmen sind traditionelle Instrumente weiterhin von herausragender Bedeutung

  1. Über alle Unternehmensgrößenklassen und Branchen hinweg spielen die klassischen Finanzierungsinstrumente auch weiterhin eine herausragende Rolle: Die Innenfinanzierung und der Bankkredit sind die bei weitem wichtigsten Finanzierungsformen. Mit steigender Unternehmensgröße erfahren alternative Finanzierungsinstrumente wie das Leasing jedoch einen gewissen Bedeutungszuwachs.

    Nicht zuletzt aufgrund des schwieriger werdenden Kreditzugangs sind viele Unternehmen bestrebt, nicht-traditionelle Finanzierungsinstrumente in Zukunft verstärkt einzusetzen, um ihre Finanzierungsquellen zu diversifizieren. Viele Unternehmen erwarten für die alternativen Instrumente immer noch nur ein relativ geringes Bedeutungswachstum.

    Es ist notwendig, dass sich Unternehmen in Zukunft stärker mit dem ständig wachsenden Angebot innovativer Finanzierungsinstrumente befassen.

  2. Dabei zeigen sich nur geringe Unterschiede je nach Unternehmensgröße: Grundsätzlich planen große Unternehmen zwar eher, alternative Finanzierungsquellen zu erschließen als kleine. Die Unterschiede sind jedoch gering und wohl eher darauf zurückzuführen, dass viele Alternativen wie Mezzaninekapital, Anleihen oder Beteiligungskapital (bisher) erst ab einer gewissen Mindestgröße des Unternehmens sinnvoll und verfügbar sind.

    Finanzierungsinstrumente, für die Mindestgrößen kaum eine Rolle spielen, wie das Leasing werden hinsichtlich ihres zukünftigen Bedeutungszuwachs dementsprechend über die Unternehmensgrößenklassen hinweg sehr ähnlich eingestuft.

  3. Die große Bedeutung der Eigenkapitalausstattung wird von den Unternehmen erkannt: 43% der befragten Unternehmen haben im Beobachtungszeitraum ihre Eigenkapitalquote erhöht, während nur 19% eine gesunkene Quote gemeldet haben. Dabei waren es vor allem die großen Unternehmen, die ihre Eigenkapitaldecke stärken konnten.

    Knapp 45% der Unternehmen planen in Zukunft eine Erhöhung ihrer Eigenkapitalquote und etwa 18% würden sie gerne erhöhen, sehen hierfür aber keine realistischen Möglichkeiten. Das mit großem Abstand wichtigste Instrument der Eigenkapitalerhöhung ist die Gewinnthesaurierung, gefolgt von der Aufstockung eigener Einlagen. Rund 10% der Unternehmen wollen ihre Finanzierungsstruktur aber auch durch die Aufnahme von Mezzaninekapital verbessern.

Quelle: kfw


Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2005

Förderkredite und Zuschüsse sind die beliebtesten Förderinstrumente

  1. Fördermittel sind für die Investitionsfinanzierung der Unternehmen weiterhin von erheblicher Bedeutung. Knapp ein Viertel der befragten Unternehmen griff im Beobachtungszeitraum auf die existierenden Förderangebote (Förderkredite, Zuschüsse, Zulagen, Bürgschaften etc.) zurück.

    Die mit Abstand am häufigsten beantragten Fördermittel waren Förderkredite der KfW Bankengruppe (39%) sowie Zuschüsse und Zulagen (40%). Unternehmen in den neuen Bundesländern messen Zulagen und Zuschüssen eine besonders hohe Bedeutung bei. In den alten Bundesländern sind KfW-Förderkredite das am Häufigsten genutzte Instrument.

  2. Der Informationsstand über Förderangebote ist im Allgemeinen gut. Auch an der Beantragung von Fördermitteln wurde relativ wenig beanstandet. Nur jeweils 13% derjenigen Unternehmen, die keine Fördermittel in Anspruch genommen haben, begründeten dies mit fehlenden Informationen bzw. einem zu aufwendigen Beantragungsverfahren und 55% benötigten nach eigener Einschätzung keine Förderung.

  3. Wer Fördermittel beantragt, hat sehr gute Chancen, diese auch zu bekommen: Im Durchschnitt aller Unternehmensgrößenklassen und Branchen haben 79% der Antragsteller eine Zusage erhalten. Nur in 21% der Fälle wurden Anträge von der Hausbank oder den Förderinstituten abgelehnt.

Quelle: kfw


Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2005

Rating: Informationsdefizite bestehen fort

  1. Die hohe Bedeutung, die dem bankinternen Rating für die Unternehmensfinanzierung zukommt, ist zwar den weitaus meisten Unternehmen (65%) klar. Allerdings kennen über 52% der Unternehmen ihre konkrete Ratingnote nicht.

    Insbesondere kleine Unternehmen sind hier uninformiert. Die Wissenslücke geht in erster Linie auf das Konto der Unternehmen, da knapp 86% der Unternehmen, die ihre Note nicht kennen, sich auch nicht bei ihrer Bank erkundigt haben. In immerhin 14% der Fälle gab aber die Bank keine Auskunft.

  2. Von den Unternehmen, die ihre Ratingeinstufung kennen, konnten über 38% ihr Rating im vergangenen Jahr verbessern, während es sich bei nur knapp 10% verschlechterte. Gerade in den Branchen, die von der Belebung der Exportnachfrage profitieren konnten, haben besonders viele Unternehmen ihr Rating verbessern können.

    Aber auch viele Unternehmen aus den übrigen Branchen waren in der Lage, Fortschritte zu machen, was darauf hinweist, dass informierte Unternehmen auch bei schlechter Konjunkturlage Maßnahmen in Angriff nehmen können, die positiv auf ihr Rating wirken.

Quelle: kfw


Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2005

Zahlungsverhalten

  1. Über 40% der Unternehmen berichten von einer Verschlechterung des Zahlungsverhaltens ihrer privaten Firmenkunden. Ein Drittel der befragten Firmen klagt über Verschlechterungen bei öffentlichen Auftraggebern. Bausektor, Groß- und Außenhandel sowie das Handwerk vermelden besonders häufig eine Verschlechterung im Zahlungsverhalten ihrer Kunden. Zahlungsausfälle machen im Mittel der befragten Unternehmen knapp über 1% des Jahresumsatzes aus.

  2. Der Bausektor nimmt hierbei eine Sonderrolle ein: Einerseits beklagen sich 42% der Unternehmen, die in Geschäftsbeziehung zu Unternehmen der Baubranche stehen, über eine Verschlechterung deren Zahlungsverhaltens. Andererseits berichten die Bauunternehmen besonders häufig, dass sie durch ein verschlechtertes Zahlungsverhalten ihrer Auftraggeber selbst unter Druck geraten und ihre Zahlungstermine dadurch schlechter einhalten können.

  3. Um auf das verschlechterte Zahlungsverhalten zu reagieren, haben 80% der Unternehmen Maßnahmen ergriffen. Dabei standen die Verbesserung des Mahnwesens sowie die ständige Überwachung der Zahlungsströme im Vordergrund.

    Auch konsequente rechtliche Schritte werden von vielen Unternehmen bei Zahlungsverzögerungen eingeleitet. Externes Inkasso, die Einführung kundenspezifischer Konditionen und die Nutzung von Factoring wurden als Maßnahmen seltener genannt.

  4. Der wichtigste Grund für die Unternehmen, auf Maßnahmen wegen schlechten Zahlungsverhaltens zu verzichten, ist die Furcht, einen wichtigen Kunden zu verlieren. Die Nennungen dieses Grundes nehmen mit zunehmender Unternehmensgröße zu, was darauf hinweist, dass Großunternehmen Zahlungsverzögerungen eher verkraften können als kleine Unternehmen. Im Gegensatz dazu fürchten Kleinunternehmen vor allem die hohen Kosten rechtlicher Schritte.

Quelle: kfw


Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2005

Fazit: Unternehmensfinanzierung immer noch schwierig, aber erste Anzeichen einer Besserung.

Zusammenfassend belegen die Ergebnisse, dass der Wandel auf den Finanzmärkten zügig vorangeschritten ist. Die Finanzierungsprobleme der Unternehmen haben sich gegenüber den Vorjahren noch nicht durchgreifend entspannt, aber erste Konsolidierungstendenzen werden erkennbar.

Sowohl Kreditinstitute wie auch Unternehmen passen ihr Verhalten an die neuen Gegebenheiten an. Die Kreditinstitute haben ihre Kreditportfolios bereinigt, flächendeckend moderne Ratingverfahren eingeführt und vergeben Kredite nach transparenteren Risikokriterien. Viele Unternehmen haben sich an den Umgang mit dem Rating gewöhnt und ihre Handlungsmöglichkeiten erkannt. Sie wollen ihre Eigenkapitalquote steigern und ihre Finanzierungsquellen diversifizieren, nicht wenige gehen bereits erfolgreich diesen Weg.

Dennoch verbleibt Handlungsbedarf: Alternative Finanzierungsinstrumente werden von den Unternehmen nur zögerlich angenommen und ihre zukünftige Bedeutung wird unterschätzt. Kleinere Unternehmen profitieren im Vergleich zu Großunternehmen bislang noch unterdurchschnittlich von der verhaltenen Verbesserung der Finanzierungssituation. Besonders in Branchen, die von der schwachen Binnenkonjunktur abhängen, ist die Ertragslage der Unternehmen angespannt und entsprechend stehen nicht ausreichend freie Mittel für die Innenfinanzierung zur Verfügung. Hierunter leidet die Kreditwürdigkeit, und auch die Eigenkapitalausstattung bleibt unzureichend.

Die Marschroute für eine nachhaltige Verbesserung des Finanzierungsklimas führt daher über mindestens drei Stationen: über die weitere konsequente Förderung vor allem kleiner Unternehmen mit marktgerechten Mitteln, über eine deutliche Belebung der inländischen Nachfrage und schließlich über den Willen der Unternehmen, den bereits vielfach eingeschlagenen Weg der Anpassung an die neuen Gegebenheiten auch weiterzugehen.

Quelle: kfw