Businessplanwettbewerbe bieten jungen Unternehmern ein einzigartiges Umfeld. Das über viele Jahre gepflegte Netzwerk erhöht die Gründungschancen.


Businessplanwettbewerbe bieten jungen Unternehmern ein einzigartiges Umfeld. Das über viele Jahre gepflegte Netzwerk erhöht die Gründungschancen.

Es gibt viele Gründe für Gründer, an einem Businessplanwettbewerb teilzunehmen. Jenes Motiv, das am nächsten liegt, schließen Biotech-Unternehmer der Pieris AG für sich aus: „Wir haben im Jahr 2000 nicht teilgenommen, um zu lernen, wie man einen Businessplan schreibt“, sagt Co-Gründer Claus Schalper. Stattdessen suchten die damals Über-Dreißigjährigen – ein erfahrener Uni-Professor und ein gestandener Kaufmann – im Umfeld des Wettbewerbs nach etwas anderem: „Uns ging es um das Kontaktnetzwerk“, sagt Schalper.

Juroren, Coaches, Business Angels, Investoren, Stellenbewerber:

Businessplanwettbewerbe sind Tummelplätze für alle Kontaktpersonen, nach denen Gründer Ausschau halten. „Wir haben unsere ersten Finanziers über das Netzwerk kennen gelernt“, sagt Schalper, heute Chief Financial Officer der Pieris AG. Da die Biotechnologie, die hinter der Geschäftsidee steht – nämlich eine neuartige Proteinklasse zur Diagnose und Therapie mehrerer Krankheiten zu schaffen, die so genannten Anticaline – für die Jury überzeugend klang, gewann das Team im Jahr 2000 sogar den 1. Preis des Münchener Businessplanwettbewerbs (MBPW). „Mit dem Preisgewinn war eine Menge Berichterstattung verbunden“, nennt Schalper einen Vorteil. „So werden Risikokapitalgeber auf Hightech-Gründer aufmerksam – und die Finanzierung der Gründung ist nun mal das Wichtigste“. Sein Fazit: „Diese Wettbewerbteilnahme war der Kick-off für unsere Firmengründung“.

Seit 1996 gibt es bereits Businessplanwettbewerbe in Deutschland. Jahr für Jahr präsentieren sich hunderte Gründerinnen und Gründer auf mehreren bundesweiten und vielen regionalen Wettbewerben – vor allem im Umfeld von Hightech-Standorten wie München, Berlin, Nürnberg oder Köln und Aachen. Rund um den Wettbewerb haben die Veranstalter und Sponsoren ein Angebot aus Kontaktvermittlung, Coaching- und Beratungsleistungen aufgebaut.

„Der größte Mehrwert für die Teilnehmer sind die Kontakte, das wird uns jedes Jahr bestätigt“, sagt Sabina Ansorge-Buza vom Netzwerk Nordbayern, das den Businessplan-Wettbewerb Nordbayern (BPWN) ausrichtet und innerhalb von acht Jahren über 100 Millionen Euro Eigenkapital für Unternehmensfinanzierungen vermitteln konnte. „In unserem Netzwerk sind 7.000 Personen aktiv, die wir miteinander vernetzen können“. Darunter sind etablierte Unternehmer, Gründer, Kapitalgeber, Kreditinstitute, Förderbanken, Sponsoren, Juroren, Unternehmens-, Rechts- und Steuerberater, Hochschulen, Kammern, Innovationsund Gründerzentren, Wirtschaftsförderer – die Vielfalt ist schier endlos. Dabei hat die Vernetzung und Kontaktvermittlung nur ein Ziel: „Mehr Geschäft für alle“, sagt Ansorge-Buza.

Zunächst geht es natürlich um das Geschäft der Gründer. Im individuellen Coaching feilen sie lange an ihrem Geschäftsmodell, damit die Defizite rechtzeitig auffallen und beseitigt werden können. „Viele Technologie-Gründer haben Schwächen im Bereich der Betriebswirtschaft“, sagt Ansorge-Buza. Werden diese Lücken zunächst durch die Teilnahme an einem Businessplanwettbewerb etwas behoben, können später über das Netzwerk geeignete Kaufleute zur Teamergänzung vermittelt werden. Auch der Kaufmann Claus Schalper wäre ohne Businessplanwettbewerb nicht zum Biotechnologen Prof. Arne Skerra gestoßen, der sein Gründerteam komplettieren wollte. Auf einem vorangegangenen Jour-fixe, einem regelmäßigen Treffen der Szene, lernten sich die späteren Pieris-Gründer kennen. Zielgruppe der Businessplanwettbewerbe sind technologieorientierte Unternehmen. Der Geschäftsaufbau rund um eine Innovation benötigt nämlich – verglichen mit klassischen Dienstleistungsgründungen – wesentlich mehr Kapital, qualifizierte Mitarbeiter, insgesamt eine längere Vorlaufzeit und gründlichere Vorbereitung. Gerade aus diesem Grund lohnt sich für technologielastige junge Unternehmen eine Teilnahme am Businessplanwettbewerb – diese bieten die nötige Infrastruktur.

Wegen der gründlichen Arbeit am Geschäftskonzept ist die Teilnahme auch für Gründer sinnvoll, die bei der Preisverleihung leer ausgehen. Ein Sieg hat aber natürlich seine Vorteile. „Eine Auszeichnung bei einem Businessplanwettbewerb wird als eine Art Qualifikation angesehen, die die Firma wiederum für Investoren attraktiver macht“, sagt Ansorge-Buza. Diese Erfahrung haben auch die Pieris- Gründer gemacht, als sie ausgerechnet nach dem Platzen der New-Economy- Blase und den Anschlägen vom 11. September 2001 um Geld baten für eine Basisinnovation, deren potenziellen Anwendungsgebiete zwar enorm, deren konkrete Marktreife aber in weiter Ferne stand. „Dennoch hat Pieris 2002 mit 12 Millionen Euro die größte Finanzierungsrunde in der deutschen Biotech- Szene hinbekommen“, sagt Markus Quetting von der KfW Mittelstandsbank, einem der Geldgeber. „Das war eine wichtige Bestätigung für das Unternehmen in einer Branche, die als Cash-Verbrenner galt.“ Der Vorstandschef von Pieris, Evert Küppers, sieht darin die Ernte für eine Saat, die durch die Teilnahme am MBPW gelegt wurde: „Der Gewinn des Wettbewerbs hat uns Vertrauen gebracht. So ein Preis ist nämlich für Investoren ein wichtiges Signal, dass sich jemand ein Firmenkonzept mal angeschaut und für gut befunden hat.“

Die Prüfung umfasst – in Grenzen – auch die Technologie, die im Laufe des Wettbewerbs unter die Lupe genommen wird. Doch brauchen sich Tüftler keine Sorgen machen, dass beim genauen Hinschauen ihre Idee möglicherweise geklaut wird. „Businesspläne werden hoch vertraulich gehandhabt“, sagt Claus Schalper. „Die zirkulieren nicht, sondern landen nur bei den Juroren“. Und die unterschreiben Vertraulichkeitserklärungen.

In der deutschen Start-up-Szene sind die Businessplanwettbewerbe nicht mehr wegzudenken. Die ältesten – zum Beispiel der Münchener Businessplanwettbewerb – feierten in diesem Jahr den 10. Geburtstag. Den größten Anlass zum Feiern liefern dabei die Bilanzen der Wettbewerbe: Analysen zeigen, dass Unternehmer, die an einem Wettbewerb teilnehmen, deutlich mehr Jobs schaffen und seltener pleite gehen als andere. In Zahlen: Aus dem Businessplan- Wettbewerb Nordbayern sind 451 mit ihrem Geschäftskonzept an den Markt gegangen, davon sind bis heute 378 als eigenständige Unternehmen aktiv, sie beschäftigen mehr als 2.350 Mitarbeiter. Von den mehr als 430 Unternehmen, die beim Münchener Wettbewerb gegründet und finanziert wurden, sind bis heute 85 Prozent der Unternehmensgründungen am Markt erfolgreich – darunter auch die Pieris AG, die mittlerweile 29 Beschäftigte zählt.

Quelle: kfw 

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