Gründer in Hightech-Branchen können ihre Finanzierungschancen gezielt steigern - zum Beispiel durch die Kontakte in Netzwerken.

Zur Zeit der Jahrtausendwende herrschte Goldgräberstimmung unter Technologie-Gründern – erst recht unter ihren Financiers. „Wir haben damals Angebote sowohl von Venture-Capital-Firmen als auch von Privatinvestoren bekommen“, sagt Valentin Kahl, einer der zwei Geschäftsführer der ibidi GmbH Integrated BioDiagnostics in München. Doch was der damals 29-jährige und seine drei Gründerkollegen da angeboten bekamen, enthielt Klauseln, für die er nur ein Wort findet: „Das empfanden wir als Knebelvertrag.“

 


Gründer in Hightech-Branchen können ihre Finanzierungschancen gezielt steigern - zum Beispiel durch die Kontakte in Netzwerken.

Zur Zeit der Jahrtausendwende herrschte Goldgräberstimmung unter
Technologie-Gründern – erst recht unter ihren Financiers. „Wir haben damals
Angebote sowohl von Venture-Capital-Firmen als auch von Privatinvestoren
bekommen“, sagt Valentin Kahl, einer der zwei Geschäftsführer der ibidi GmbH
Integrated BioDiagnostics in München. Doch was der damals 29-jährige und
seine drei Gründerkollegen da angeboten bekamen, enthielt Klauseln, für die er
nur ein Wort findet: „Das empfanden wir als Knebelvertrag.“

Die potenziellen Venture-Capital-Firmen waren zwar bereit, die Gründung des innovativen Biotechnologie-Zulieferers zu finanzieren – doch die Konditionen „waren demotivierend“, erinnert sich Kahl. „Wir als Gründer hätten nur noch auf dem Papier Anteile besessen, in Wirklichkeit wären wir Angestellte in der eigenen Firma gewesen“. Sie schlugen die ersten Vertragsangebote aus. Und gründeten ihre Firma trotzdem.

Denn zum Glück hatten sie eine Wahl. In einem Münchner Business-Angel- Netzwerk, in dem erfahrene Manager neben ihrem Wissen auch Vermögen für Start-ups bereithalten, fanden die Naturwissenschaftler eine Alternative. „Wir haben uns zunächst nur über diese Privatinvestoren finanziert“, sagt Kahl. 500.000 Euro flossen in Firmenaufbau und Produktentwicklung. Die Vorteile der Lösung: „Die Investoren halfen auch als Berater und Mutmacher, überließen das operative Geschäft aber komplett uns“.

Solche Zurückhaltung ist schwer zu finden bei institutionellen Investoren, scheint sich aber auszuzahlen. Längst ist die Firma, in der heute 10 Beschäftigte arbeiten, auf Wachstumskurs. Nach dem geglückten Start kommt die zukunftsträchtige Technologie zum Tragen. Forscher und Pharmalabore kultivieren und untersuchen Substanzen üblicherweise auf Objektträgern aus Glas oder aus Kunststoff – beide Materialien haben Nachteile, die Ibidi durch bessere Träger beheben will. „Unsere Träger verbinden die besseren Eigenschaften von Kunststoff – zum Beispiel die Luftdurchlässigkeit – mit den guten optischen Eigenschaften von Glas, weshalb sie auch geeignet sind für High-End-Mikroskope“, sagt Kahl. Diese so genannten Mikro-Slides sollen zur Basis von künftigen Systemlösungen für Zellbiologen werden, also nicht nur Objektträger, sondern auch die Peripheriegeräte umfassen. Am Geld wird diese Expansion wohl nicht scheitern: Nach der ersten Finanzierungsrunde fand Ibidi aus eigener Kraft neue Geldgeber – darunter die KfW sowie einen US-Investor, der an den mittlerweile 15 Patentfamilien der Biotechnologie-Zulieferer interessiert ist.

Nicht nur über das Business-Angel-Netzwerk, sondern auch über andere Netzwerk-Kontakte profitierte das Start-up-Unternehmen. Eingebunden in die Forscherszene an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, an der einer der Gründer als Professor arbeitet, fand die ibidi GmbH einen nahe liegenden ersten Unterschlupf. Im Gründerzentrum der Uni nutzen die ehemaligen Studenten bis heute die Kontakte zu den Lehrstühlen. „Den alten Kollegen können wir schnell mal neue Produkte in die Hand drücken und fragen, was sie davon halten“, sagt Kahl. „Sie sind unsere Tester“. Im Dezember zieht die Firma zwar um nach München-Martinsried, doch auch dort ist sie nicht auf sich allein gestellt: Im Biotech-Cluster finden sich unzählige neue und etablierte Biotechfirmen, darunter viele potenzielle Kunden.

Die planvolle Firmenentwicklung, die in Nachhinein aussieht wie eine logische Folge strategischer Managementschritte, ist den vier ibidi-Gründern keineswegs allein eingefallen. „Außer der Idee von unserer Technologie und dem Willen zur Firmengründung hatten wir zu Beginn nicht viel aufzuweisen“, sagt Kahl. Am Beginn der konkreten Unternehmensgeschichte steht daher die Teilnahme am Businessplanwettbewerb in München: „Im Jahr 2000 war es an der Uni hip, bei so etwas teilzunehmen“, sagt Kahl. „Für uns hat sich das gelohnt“.

Zwar hat ibidi für seinen Geschäftsplan keinen Preis bekommen, dafür aber umso mehr nützliche Tipps. So wurde schnell klar, dass die vier Naturwissenschaftler im Gründerteam unbedingt einen Kaufmann an Bord holen mussten, um die betriebswirtschaftliche Seite und die Finanzierungsgespräche meistern zu können. Außerdem nahmen die Juroren das Geschäftskonzept kritisch unter die Lupe. Dabei kam zum Beispiel heraus, dass die erste Marktanalyse viel zu allgemein gehalten war. „Bei uns stand nur etwas von einem Potenzial von 100 Millionen Euro im Businessplan“, erinnert sich Kahl. Von Wettbewerbsstufe zu Wettbewerbsstufe definierten die angehenden Unternehmer ihren Absatzmarkt immer genauer. „Am Ende wurde daraus eine Liste mit 500 Kunden und deren Adressen – das war sehr hilfreich“.

weiter Informationen:

www.ibidi.de 

Quelle: kfw