iab.gifMassiv steigende Ölpreise würden innerhalb von zwei Jahren die Zahl der Erwerbstätigen um bis zu 200.000 reduzieren, zeigen Simulationsrechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Massiv steigende Ölpreise würden innerhalb von zwei Jahren die Zahl der Erwerbstätigen um bis zu 200.000 reduzieren, zeigen Simulationsrechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Innerhalb von 15 Jahren dürften sich die negativen Beschäftigungseffekte jedoch deutlich zurückbilden, so dass sich am Ende des Simulationszeitraums nur noch ein ölpreisbedingter Beschäftigungsverlust zwischen 30.000 und 90.000 Erwerbstätigen einstellen würde. Eine Abwärtsspirale droht den Berechnungen zufolge selbst dann nicht, wenn es zu einem dauerhaft starken Anstieg der Ölpreise kommen sollte. Auf längere Sicht passt sich die Volkswirtschaft an die Gegebenheiten an und findet wieder auf den alten Wachstumspfad zurück, lautet das Fazit der Nürnberger Arbeitsmarktforscher.

Dass der Anstieg der Ölpreise die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland belastet, ist dem IAB zufolge zumindest in der kurzen Frist durchaus zu befürchten. Ein Ölpreisanstieg führe in den Öl importierenden Volkswirtschaften wie Deutschland nahezu sofort zu höheren direkten Kosten, besonders in den Branchen, die energieintensiv sind oder die Vorleistungen beziehen, die selbst stark vom Mineralöl abhängen. Daher würden nicht nur die Benzin- und Heizölpreise steigen und Kaufkraft entziehen, sondern auch viele Produkte teurer werden, geben die Arbeitsmarktforscher zu bedenken. Der reale Konsum ginge zurück. Auf das Bruttoinlandsprodukt und die Beschäftigung wirken steigende Ölpreise somit zwangsläufig negativ.

Um die Stärke der negativen Effekte abschätzen zu können, haben die Arbeitsmarktforscher des IAB zwei Varianten gerechnet. Bei der „unteren Variante“ gehen sie davon aus, dass es sich bei der zuletzt beobachteten Preissteigerung um einen Niveausprung von 10 Dollar auf insgesamt 55 Dollar je Barrel handelt, der ursprüngliche Preissteigerungspfad aber beibehalten wird, bis der Preis im Jahr 2020 bei 62 Dollar je Barrel liegt. Dadurch fällt das Bruttoinlandsprodukt in den ersten Jahren um rund 0,4 Prozent niedriger aus als ohne den Preissprung und die Zahl der Erwerbstätigen liegt um etwa 100.000 unter dem Basiswert.

In der „oberen Variante“ wird unterstellt, dass die aktuelle Entwicklung erst der Anfang einer Preisspirale für Rohöl ist. Der Niveausprung im ersten Jahr wird mit 20 Dollar angesetzt, so dass der Durchschnittspreis bei 65 Dollar je Barrel liegt und bis 2020 auf 92 Dollar steigt. Hierbei ergeben sich anfangs ein um knapp 1 Prozent niedrigeres Bruttoinlandsprodukt und ein Minus von 200.000 Erwerbstätigen gegenüber dem Basisszenario.

In der langen Frist bestehe jedoch kein Anlass zur Panik, so das IAB. Die Volkswirtschaft würde sich an die neuen Gegebenheiten anpassen und wieder auf den alten Wachstumspfad zurückkehren. Selbst bei einem anhaltend starken Anstieg der Ölpreise zeigen sich nach 15 Jahren für die Beschäftigung deutlich geringere Abweichungen gegenüber dem Basisszenario als zu Beginn: Der Beschäftigungsverlust beträgt dann bei der „unteren Variante“ weniger als 30.000 bzw. bei der „oberen Variante“ rund 90.000 Erwerbstätige.

Die IAB-Studie kann unter http://doku.iab.de/kurzber/2005/kb2005.pdf abgerufen werden.

Quelle: iab