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Auswirkungen von Basel II auf Finanzierungskonditionen von kmU

Unter der Annahme, dass bei Banken Eigenkapital ein knapper Faktor ist, dessen Menge auf das bankaufsichtsrechtlich fixierte Minimum beschränkt wird, lassen sich die Auswirkungen einer veränderten Eigenkapitalunterlegung auf die Finanzierungskonditionen approximieren.

Liegen die Eigenkapitalkosten beispielsweise um 15% höher als die Fremdkapitalkosten einer Bank (die „Netto-Eigenkapitalkosten“), so führt jeder Prozentpunkt mehr an Eigenkapital zu einer Erhöhung der Refinanzierungskosten um 0,15%. Eine Erhöhung der EK-Anforderung von 8% auf 12% brächte so Mehrkosten von 0,6% mit sich, die voraussichtlich auf den Kreditnehmer überwälzt würden.

Im Standardansatz würde sich für einen unbesicherten Unternehmenskredit ohne externes Rating (Kapitalanforderung 8%) daher nichts ändern, eine Zuordnung zum Retailsegment (Kapitalanforderung 6%) führte jedoch zu einer Kostenersparnis (und möglicher Reduktion des Zinssatzes) um 0,3%. Letzteres dürfte für vergleichsweise viele Mittelständler, deren Bank nicht gleich den IRB-Ansatz anwendet, zum Tragen kommen.

Im Internen Ratingansatz kommt es auf die Ratingeinstufung durch die kapitalgebende Bank an. Unter einfachen Annahmen (Netto-Eigenkapitalkosten bezogen auf Kern- und Ergänzungskapital 15%; unbesicherter, aber nicht nachrangiger Kredit; Laufzeitanpassung kommt bei Krediten nicht zum Tragen; Mehrkosten der Absicherung operationaler Risiken werden nicht auf Kreditkosten umgelegt), lassen sich die unmittelbaren Auswirkungen von Basel II auf die Finanzierungskonditionen für die einzelnen Ratingklassen abschätzen.

Bei der Kreditfinanzierung stellt sich das Resultat recht ausgewogen dar: Erst ab der Ratingklasse BB- und schlechter ist eine Erhöhung der Kreditzinsen durch Basel II zu befürchten. Für Unternehmen im Retailsegment gilt dies sogar nur für die Ratingklassen B- und CCC, während für bessere Bonitäten Zinsentlastungen von bis zu 1,1% (Rückgang der Eigenkapitalkosten von 1,2% auf 0,1%) zu erwarten sind. Falls (durch Basel anerkannte) Besicherung vorhanden ist, verschieben sich diese Grenzen weiter zugunsten der Unternehmen.

basel II

 

Natürlich lassen sich diese Zahlen nur als grobe Tendenzaussage und nicht als Prognose interpretieren. Sie stellen nur einen Teil der gesamten Auswirkungen von Basel II dar: Ein bedeutender indirekter Effekt von Basel II liegt sicherlich darin, dass verbesserte oder neuentwickelte Ratingsysteme den Banken eine genauere Kalkulation der Risikoprämien ermöglichen. Die hierdurch erzeugte zusätzliche Spreizung der Kreditkonditionen wird sich vermutlich in vielen Fällen wesentlich stärker als die direkten Folgen von Basel II (Differenzierung der Eigenkapitalkosten) auswirken.

Auch ist nicht auszuschließen, dass die Kosten der Einführung und Anwendung neuer, „baseltauglicher“ Ratingsysteme auf die Kreditzinsen umgelegt werden. Inwiefern Banken die durch Basel II neu hinzukommende Eigenkapitalunterlegung „operationaler Risiken“ (angestrebtes Volumen durchschnittlich 12% der bisherigen EK-Anforderung von 8%) auf die Kreditkosten überwälzen werden, ist auch noch nicht vorhersehbar.

Im Vergleich zur Kreditfinanzierung stellen sich die Auswirkungen von Basel II (sofern nicht einer der genannten Ausnahmetatbestände greift) auf bankfinanzierte Unternehmensbeteiligungen recht gravierend dar. Aufgrund der genannten „floors“ kommt es in praktisch jedem Fall zu einer erheblichen Mehrbelastung mit Eigenkapital, und dies nicht nur bei schlechter Ratingeinstufung des Kapitalnehmers. Dies könnte insbesondere für junge Unternehmen und Neugründungen zum Problem werden. Auch im Marktansatz, der von den Unternehmensratings unabhängig ist, käme es in jedem Fall zu einem Mehrbedarf an Eigenkapital.

Eine häufig gestellte Frage bezieht sich auf die Auswirkungen von Basel II auf kleine Unternehmen. Die Bundesbank veröffentlichte die Information, dass die Gruppe der kleinen Unternehmen in Ihrer Unternehmensdatenbank (gemäß dem Bundesbank-Ratingverfahren) eine durchschnittliche Einjahres- Ausfallwahrscheinlichkeit von 2% hat, während mittelgroße Unternehmen auf 1,3% und große Unternehmen auf 0,2% kommen.

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So läßt sich die erwartete, durch Basel II verursachte, zusätzliche Konditionenspreizung („Spread“) bei Krediten berechnen (vgl. Tabelle 3). Hieraus ergibt sich eine zu erwartende zusätzliche Spreizung des Spreads zwischen durchschnittlichen großen und durchschnittlichen kleinen Unternehmen von 0,98%, die sich aus einer Mehrbelastung von 0,32% bei kleinen und einer Entlastung von 0,66% bei großen Unternehmen zusammensetzt. Das Resultat ändert sich erheblich, wenn man die plausible Annahme trifft, dass das kleine Unternehmen dem Retailsegment zuzurechnen ist. In diesem Fall errechnet sich hier eine Entlastung von 0,37% – der Spread würde lediglich um 0,29% zunehmen.

Quelle: kfw