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Situation in den neuen Bundesländern

Bis 1997 verzeichnete Ostdeutschland ein starkes Wachstum der Beschäftigten im Dienstleistungssektor. (1991: 950.000 , 1995: 1,3 Mio. 1997 1,4 Mio) (Tabelle 1). Die Zahl der Selbständigen im Dienstleistungsbereich erhöhte sich ebenfalls rasch: Zwischen 1991 und 1997 wuchs ihre Zahl von 135.000 auf 250.000 (Tabelle 1). Auf Ostdeutschland entfallen damit 17 % aller Erwerbstätigen bzw. Selbständigen in Dienstleistungsunternehmen in der Bundesrepublik. Gemessen am Bevölkerungsanteil (19 %) besteht also in diesen Bereichen insgesamt kein großer Rückstand mehr (Tabelle 2).

Tabelle 1
Tabelle 1
Tabelle 2
Tabelle 2

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Tabelle 3

 
In einzelnen Wirtschaftszweigen ist die Lage aber sehr unterschiedlich: bei den ‘konsumnahen’ Dienstleistungen (z. B. Hotels, Erziehung, Unterhaltung etc., ausführlicher: s. Tabelle 3) ist – gemessen an den Beschäftigtenzahlen in Relation zur Gesamtbevölkerung – generell ein vergleichbares Niveau wie im Westen Deutschlands erreicht. Allerdings gibt es hier Ausnahmen. So ist der Medienbereich (Film, Funk, Nachrichtenagenturen, Verlage) deutlich schwächer besetzt als im Westen,Erziehungs- und Bildungsbereich dagegen stärker. Im Gesundheitswesen, bei Gaststätten und Hotels – also den von der absoluten Beschäftigtenzahl her bedeutendsten Bereichen der konsumnahen Dienstleistungen – ist der Beschäftigtenbesatz ähnlich wie im Westen.

Diese Einschätzung wird auch durch den Ost-West-Vergleich der KfW-Zusagen für Dienstleistungsunternehmen bestätigt: Der Anteil der konsumnahen Dienstleistungen (einschließlich Gastgewerbe) an den gesamten Zusagen für Dienstleister ist im Durchschnitt der vergangenen Jahre in Ost- wie Westdeutschland fast gleich hoch (s. Tabelle 4).

Bei den produktionsnahen Dienstleistungen (s. Tabelle 3) besteht ebenfalls insgesamt ein vergleichbares Niveau in West- und Ostdeutschland. In den neuen Bundesländern haben aber vor allem die hochproduktiven Wirtschaftszweige (Rechtsberatung, Wirtschaftsberatung, Werbung) ein deutlich geringeres Gewicht. Nur der Besatz an Architektur- und Ingenieurbüros ist als Folge des Baubooms dort höher. Dagegen sind die weniger produktiven produktionsnahen Dienstleistungen relativ stark vertreten, etwa die Gebäudereinigung, Bewachungsdienste etc.

Als hochproduktiv kann auch das Kredit- und Versicherungsgewerbe gelten, dessen Anteil in den neuen Bundesländern ebenfalls deutlich geringer ist. Dies gilt ferner für den Großhandel und einzelne Zweige des Verkehrsgewerbes (Speditionen, Luftfahrt). Ein vergleichbares bzw. höheres Niveau als in den alten Bundesländern weisen dagegen der Einzelhandel und die überwiegende Zahl der Zweige des Verkehrsgewerbes (vor allem Eisenbahnen, Post, Straßenverkehr) auf.

Die KfW-Daten zeigen mit durchschnittlich 18 % in den neuen Bundesländern einen deutlich höheren Kreditzusagenanteil an produktionsnahen Dienstleistungsunternehmen als in den alten (11 %). Dabei sind sowohl die Kreditzusagen an die hochproduktiven (11 % Gesamtanteil) als auch an die sonstigen Dienstleister (7 %) höher als im Westen Deutschlands (8 % bzw. 3 %) (Tabelle 4). Die KfW unterstützt damit vor allem die Bereiche in den neuen Bundesländern, in denen ein erheblicher Nachholbedarf besteht.

Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß in Ostdeutschland Defizite bei den hochproduktiven produktionsnahen Dienstleistungen und bei Finanzdienstleistungen bestehen. Konsumnahe Dienstleistungsbereiche sind ähnlich stark bzw. sogar stärker ausgebaut als in den alten Bundesländern.

Quelle: kfw