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Situation in den alten Bundesländern

Der Anteil des Dienstleistungssektors (inklusive Handel und Staat) an Produktion und Beschäftigung beträgt inzwischen fast zwei Drittel (Anteil an der Wertschöpfung: 64,5 %, an der Beschäftigung: 61 %); 1980 lag er noch bei gut 50 %. Außerdem muß berücksichtigt werden, daß viele produktionsbezogene Dienste nicht im Dienstleistungssektor, sondern innerhalb des industriellen Sektors erbracht werden. Der Beschäftigtenanteil der tertiären Berufe im industriellen Sektor ist in Westdeutschland auf inzwischen knapp 40 % angestiegen (1980 32,2 %). Faßt man die tertiären Tätigkeiten über alle Sektoren hinweg zusammen, ist der Anteil der Beschäftigten in tertiären Berufen an allen Beschäftigten mit 68 % ungefähr genauso hoch wie z.B. in den USA.

Der westdeutsche Dienstleistungssektor weist dabei die Besonderheit auf, daß die Produktivitätsentwicklung im langjährigen Durchschnitt mit 1,9 % genauso hoch war wie im produzierenden Gewerbe. Dabei erhöhte sich die Produktivität bei den hochproduktiven produktionsorientierten Dienstleistungen (Nachrichtenübermittlung, Kreditinstitute, Versicherungen, usw.) im Schnitt um 2,9 % zu, während sie bei den konsumorientierten Dienstleistungen2 nur um durchschnittlich 1,2 % wuchs.

Ein überdurchschnittliches Wachstum dieser hochproduktiven produktionsorientierten Dienstleistungen (+ 5,9 %) resultierte zum einen aus der überdurchschnittlichen Zunahme der Nachfrage nach tertiären Vorleistungen für die Produktion. Andererseits wurde „Information“ als Gut infolge des technologischen Fortschritts im Bereich der Kommunikationstechnologie billiger und leichter verfügbar. Auch in Zukunft dürften Dienstleistungen im Rahmen des Trends zur größeren Produktdifferenzierung als „intelligente Vorleistungen“ in allen Bereichen der Produktion stark nachgefragt werden.

Durch das relativ langsame Wachstum der konsumorientierten Dienstleistungen (+ 2,7 %) fällt mittlerweile der Anteil der hochproduktiven produktionsorientierten Dienstleistungen in Westdeutschland höher aus als z. B. in den USA. Dies sollte aber nicht als besondere Stärke der deutschen Wirtschaft in diesem Bereich interpretiert werden, sondern eher als Defizit in dem Bereich der konsumorientierten Dienstleistungen.

 

2 Konsumorientierte Dienstleistungen: (Groß- und Einzelhandel, Verkehr, Gastgewerbe, Bildung, Wissenschaft, Kultur, Gesundheits- und Veterinärwesen) Hier sind nur geringe Produktivitätsfortschritte möglich. Da es sich bei den produktionsorientierten Dienstleistungen (DL) im Kern um die Erstellung, Sammlung, Auswertung und Übermittlung von Informationen handelt, können Fortschritte der Informationstechnologien in diesem Bereich gut nutzbar gemacht werden.

Quelle: kfw