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Gründungen aus der Arbeitslosigkeit – Besondere Merkmale und Unterschiede zu anderen Gründungen

In dieser Studie werden Gründungen aus Arbeitslosigkeit der Jahre 2003 und 2004 inklusive der seit Anfang 2003 geförderten Ich-AGs erstmals auf breiter empirischer Basis analysiert.

Es zeigt sich, dass Gründungen aus Arbeitslosigkeit im Durchschnitt kleiner sind als andere Gründungen und relativ häufig in wenig kapitalintensiven Branchen mit geringen Markteintrittsbarrieren erfolgen. Im Vergleich zu anderen Gründern verfügen vormals arbeitslose Gründer über ein weitaus niedrigeres Haushaltseinkommen, welches für ihre Gründungsentscheidung jedoch besonders wichtig ist.

Die relativ geringe Größe von Gründungen aus Arbeitslosigkeit ist aber nicht allein durch finanzielle Restriktionen zu erklären. Vielmehr wählen Arbeitslose sehr oft die Selbständigkeit eher notgedrungen als aus Überzeugung vom Erfolg ihrer Geschäftsidee und sind daher bestrebt, das Investitionsrisiko möglichst gering zu halten.

Unternehmensgründungen von Arbeitslosen haben in den letzten Jahren durch die Auflage und Erweiterung spezieller Förderinstrumente (Überbrückungsgeld, Existenzgründungszuschuss) der Bundesagentur für Arbeit (BA) enorm an Bedeutung gewonnen. Wurden 1998 rund 98.000 Gründungen aus Arbeitslosigkeit von der BA gefördert, waren es 2004 bereits rund 360.000. Schätzungen zufolge wird mittlerweile mindestens jede zweite Unternehmensgründung von der Bundesanstalt für Arbeit gefördert (Sachverständigenratsgutachten 2004).

Allerdings geht die Zahl der geförderten Gründungen aus Arbeitslosigkeit nach Schätzungen des IfM Bonn im Jahr 2005 auf etwa 270.000 zurück, was mit dem Wegfall des Förderanspruchs für Bezieher von Arbeitslosengeld II zusammen hängt. Zudem wird Mitte 2006 die Ich-AG abgeschafft, und es steht die Erarbeitung eines neuen Förderinstruments für die Gründungen aus der Arbeitslosigkeit unter Einbeziehung des Überbrückungsgelds an. Dabei soll geprüft werden, ob das neue Förderinstrument als Pflicht- oder als Ermessensleistung der BA ausgestattet wird (Koalitionsvertrag 11.11.2005).

Die Zahl der Gründungen aus Arbeitslosigkeit wird stark von der Arbeitsmarktlage beeinflusst. Der Wechsel in die Selbständigkeit wird angesichts steigender Arbeitslosenzahlen und fehlender Beschäftigungsalternativen immer häufiger als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit wahrgenommen. Gründungen, die aus einer solchen Notlage heraus erfolgen, werden häufig geringere Erfolgsaussichten eingeräumt als primär chancemotivierten Gründungen, die vornehmlich durch günstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen oder die Überzeugung beeinflusst werden, eine Geschäftsidee erfolgreich umsetzen zu wollen und zu können.

Zwar kann auch bei den Gründungen aus Arbeitslosigkeit das Chancemotiv eine wichtige Rolle spielen. Tendenziell aber sind die Anforderungen, die Arbeitslose an die Erträge einer Unternehmensgründung stellen, geringer als bei Erwerbstätigen. Weil das Einkommen eines Arbeitslosen im Durchschnitt niedriger ist als das eines Erwerbstätigen, lohnt sich für Arbeitslose der Wechsel in die Selbständigkeit bereits bei relativ geringen Ertragsaussichten. Dies ist umso mehr der Fall, wenn vormals arbeitslose Gründer (im Folgenden: arbeitslose Gründer) ihren Lebensunterhalt nicht allein aus den Erträgen des Unternehmens bestreiten müssen, sondern zusätzlich eine spezielle staatliche Gründungsförderung empfangen.

Empirische Studien, die eine sachgerechte Beurteilung der Gründungen aus Arbeitslosigkeit und der Effizienz ihrer Förderung erlauben, sind rar. Bisherige Analysen beziehen sich zum Teil auf mit Überbrückungsgeld geförderte Gründungen im Zeitraum 1993-1995, erfassen also nicht den Boom der Gründungen aus Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren einschließlich der 2003 eingeführten Ich-AGs (Wießner 2001, Reize 2004).

Andere, neuere Studien basieren auf hochgradig selektiven Stichproben und erlauben keinen direkten Vergleich mit anderen Gründungen (G.I.B. und IfM 2004, 2005). Die hier beschriebene Analyse wertet aktuelle, bevölkerungsrepräsentative Daten des KfW-Gründungsmonitors aus, die einen Vergleich von Gründungen aus Arbeitslosigkeit und anderen Gründungen anhand der Unternehmens- und Gründermerkmale ermöglichen.

Somit lässt sich abschätzen, inwieweit Gründungen aus Arbeitslosigkeit zusätzliche Beschäftigung schaffen, in welchen Branchen sie den Wettbewerb intensivieren, und welche gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen von der Förderung speziell dieses Gründungssegments zu erwarten sind.

Die komplette Studie können Sie sich unter folgender Adresse downloaden: http://www.kfw.de/DE_Home/Research/Sonderthem68/AL-Gruendungen-final.pdf

 

Quelle: kfw