BDS-Studie bei 802 Unternehmern

wei Drittel aller Selbständigen (68 Prozent) haben ein quantifizierbares Geschäftsziel – 32 Prozent jedoch nicht. Das ist das Kernergebnis einer Studie des Bundesverbands der Selbständigen (BDS) zum Thema „Ziele“ unter 802 Unternehmern in ganz Deutschland. 

Management-Gurus verordnen Firmen häufig, Visionen zu formulieren, „Mission Statements“ aufzustellen, sich Ziele zu setzen und eine Strategie zu entwickeln. Für den Erfolg großer Unternehmen erscheinen diese Instrumente unabdingbar – und natürlich kann jeder der Aussage zustimmen, dass Ziele sinnvoll sind. Doch geht es auch ohne? Haben Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen überhaupt einen Plan für ihren Betrieb und ein Ziel für das, was sie tun? Leben sie nicht häufig von der Hand in den Mund und improvisieren? Der BDS wollte es genauer wissen und diesen Vermutungen auf den Grund gehen. Wie wichtig und relevant sind also Ziele für kleine Unternehmen – und vor allem: gibt es einen Zusammenhang zwischen Zielen und Erfolg?

Ergebnisse - Zusammenfassung

  • Die meisten kleinen Betriebe haben Ziele, und sie sind relevant für sie.
  • Es gibt einen Zusammenhang zwischen Unternehmenserfolg und der Existenz von Zielen.
  • Nur eine Minderheit weiß nicht, wie man Ziele und Strategien entwickelt.
  • Der Großteil der Unternehmen ist bereits zufrieden, wenn Ziele nur zu 90 Prozent erreicht werden.
  • Bekannte Managementinstrumente zum Setzen von Zielen werden kaum genutzt.
  • Die Mehrheit der Unternehmer geht strukturiert, aber individuell ans Ziele setzen und entwickeln heran.

Ergebnisse im Einzelnen

  • Zwei Drittel aller Selbständigen (68 Prozent) haben ein quantifizierbares Geschäftsziel – 32 Prozent jedoch nicht.
  • 63 Prozent derjenigen, die ein Ziel haben, schreiben ihre Ziele nieder – 36 Prozent haben ihre Vorsätze also nur im Kopf.
  • 82 Prozent der Selbständigen überprüfen ihre Ziele mehrmals pro Jahr, während es 17 Prozent nur einmal jährlich tun.
  • 53 Prozent der Befragten passen ihre Ziele mehrmals im Jahr an, 40 Prozent tun das jährlich. Nur 4 Prozent tasten ihre Ziele nicht an.
  • 64 Prozent der Unternehmer stellen sich Ziele für den Zeitraum eines Jahres, 38 Prozent sogar noch langfristiger. 30 Prozent setzen sich Quartalsziele, 20 Prozent Monatsziele (mehrere Antworten waren möglich).

Relevanz der Ziele

„Meine Ziele geben mir nur eine grobe Richtung vor.”
Die überwältigende Mehrheit von 59 Prozent stimmt dieser Aussage (stark) zu. 21 Prozent bleiben neutral. Nur 21 Prozent lehnen diese Position (stark) ab und sind daher der Meinung, dass Ziele eine klare Richtung vorgeben müssen.

„Es macht mir nichts aus, wenn ich meine Ziele nur zu 90 Prozent erreiche.”
56 Prozent sind damit zufrieden; 26 Prozent lehnen diese Aussage (stark) ab.

„Ich habe keine strukturierte Herangehensweise an das Setzen und Entwickeln von Zielen – meine Ziele ergeben sich einfach.“

66 Prozent lehnen diese Aussage (stark) ab. Nur 17 Prozent und 3 Prozent stimmen (stark) zu.

„Das Vorhandensein von Zielen ist relevant für mein Geschäft.“

Für 67 Prozent der Befragten sind Ziele (sehr) relevant, während nur 10 Prozent diese Aussage zurückweisen.

„Ziele sind nur etwas für größere Betriebe“
Eine klare Mehrheit von 81 Prozent lehnt dieser Aussage (stark) ab. Lediglich 9 Prozent denken, dass Ziele nur etwas für größere Betriebe sind.

Strategie? Vision? Mission?

89 Prozent der Befragten sagen, dass sie eine Vision haben, 75 Prozent haben eine Strategie aufgestellt, nur 47 Prozent haben eine Mission.

„Nutzen Sie bestimmte Managementinstrumente, um Ziele aufzustellen? Wenn ‚Ja’, welche?“

Stärken-Schwächen-Möglichkeiten-Gefahren-Analyse (SWOT) ist am weitesten verbreitet (32 Prozent), gefolgt von Umfeldanalyse (29 Prozent) und Benchmarking (25 Prozent). Nur 15 Prozent nutzen Szenarios und 8 Prozent Balanced-Score-Cards. In der Managementliteratur sehr stark thematisierte Instrumente wie Porter’s Five Forces, Ansoff Matrix oder BCG Matrix sind weitestgehend ungenutzt. Die meisten, nämlich 37 Prozent, nutzen gar kein Managementinstrument (mehrere Antworten waren möglich).

„Warum habe ich keine Ziele?“

Der stärkste Grund, warum Mittelständler keine Ziele haben, war: „weil sie ständig von der Realität überholt werden” (36 Prozent). 20 Prozent wussten einfach nicht, wie Ziele zu setzen sind, während es für 19 Prozent Zeitverschwendung bedeutete oder „zu rigide für das spontane Wesen meines Geschäfts” (16 Prozent) und zu kompliziert ist (11 Prozent). 8 Prozent der „Ziellosen” brauchen einfach keine Ziele. (Mehrere Antworten waren möglich. Nur die 262 Teilnehmer ohne Ziele wurden bei dieser Frage berücksichtigt.)

„Hätten Sie gerne ein Ziel?“

88 Prozent derjenigen ohne Ziel hätten gerne eines.

Zusammenhänge

Ein entscheidender Aspekt der Untersuchung war, herauszufinden, wovon es abhängig ist, überhaupt Ziele zu haben und sie zu verfolgen. Interessanter Weise spielt das Geschlecht keine Rolle. Ähnlich verhält es sich mit „Alter des Unternehmens.” Anders bei Generation, Alter des Unternehmers, Anzahl der Eigentümer, Rechtsform und Start in die Selbständigkeit – hier gibt es moderate Unterschiede. Die Wasserscheide liegt aber woanders.
Die größten Unterschiede – und daher Defizite - gibt es bei Firmen, die nur ein kleines Einzugsgebiet haben und mit ihrer Tätigkeit lokal beschränkt sind. Nur knapp die Hälfte von ihnen hat ein Ziel – wenig gegenüber den Betrieben, die Deutschland und Europa im Blick haben (77 und 78 Prozent).
Die Branche lässt ebenso darauf schließen, ob Selbständige ein Ziel haben oder nicht. Unter Handwerkern (40 Prozent haben kein Ziel) ist daher der mögliche Beratungsbedarf am größten. Dagegen fehlt in Gastronomie/Tourismus nur 18 Prozent der Firmen ein Ziel.
Größe des Unternehmens steht für ideale Zusammenhänge: Je kleiner das Geschäft, desto größer der Nachholbedarf bei Zielen.

Unternehmer mit Ziel sind erfolgreicher

Die Auswertung der Zahlen legt nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen der Existenz von Zielen und dem Geschäftserfolg gibt. Je erfolgreicher das Unternehmen (nach Selbsteinschätzung), desto häufiger sind dort auch Ziele vorhanden: Während 82 Prozent der „sehr erfolgreichen“ Unternehmen und 78 Prozent der „erfolgreichen“ Firmen Ziele haben, setzen sich nur 39 Prozent der „erfolglosen“ und 54 Prozent der „sehr erfolglosen“ Betriebe ein Ziel. (Der relativ hohe Wert für „sehr erfolglose“ Unternehmen könnte verzerrt sein, da sich dort nur elf Teilnehmer eingetragen haben, gegenüber 42 „erfolgslosen“.)
 
Die Studie entstand im Rahmen einer MBA-Abschlussarbeit an der Anglia Ruskin University Cambridge/Chelmsford und der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin. Basis der Analyse waren Antworten von 802 BDS-Mitgliedern zum Thema „Ziele“. In den 34 Fragen ging es nicht um Inhalte der Ziele – sondern um die bloße Existenz von Zielen, wie sie aufgestellt werden und welche Eigenschaften sie haben. Nur die Unternehmer, die mit „Ja“ geantwortet haben, sind für die Fragen berücksichtigt worden (mit Ausnahme der Fragen zur Nichtexistenz von Zielen).

Quelle: bds-dgv