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Braun: "Deutschland braucht eine neue Gründerzeit"

Eine "Kultur der Selbstständigkeit, deren Nährboden Neugier und Pioniergeist bilden, nicht aber die Furcht vor Erwerbslosigkeit" fordert Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), angesichts der Ergebnisse des DIHK-Gründerreports 2006.


Die Studie beruht auf Erfahrungsberichten der IHK-Existenzgründungsberater aus den 81 Industrie- und Handelskammern (IHKs) sowie einer statistischen Auswertung zum IHK-Gründerservice. In diesem Jahr fußt die Untersuchung auf mehr als 380.000 Kontakten der IHK-Existenzgründungsberater mit angehenden Unternehmern.

Das Bild, das der neue DIHK-Gründerreport zeichnet, stimmt nicht optimistisch. Zwar hat die "Ich-AG" in Deutschland quantitativ zu mehr Existenzgründungen geführt. Doch einen Schub für Wachstum und Beschäftigung wird diese Welle nach Einschätzung des DIHK nicht bringen.

"Die IHKs gehen davon aus, dass ein Großteil der neuen Unternehmen wegen mangelhafter unternehmerischer Qualifikationen scheitern wird", berichtet DIHK-Präsident Braun. So ist beispielsweise der Anteil der Gründer, die ihre eigene Produktidee nicht klar benennen können, im Vorjahresvergleich von 34 auf jetzt 41 Prozent gestiegen.

"Bei Fortsetzung dieses Trends droht das Unternehmertum als Quelle für Wachstum in Deutschland zu versiegen", befürchtet Braun. "Denn demografiebedingt wird es rein rechnerisch aus der besonders gründungsaktiven Altersklasse der 30- bis 39-Jährigen bis zum Jahr 2050 etwa 40 Prozent weniger Existenzgründungen geben."

Als Ausgleich für sinkende Gründungszahlen müssten somit anteilig mehr findige Köpfe motiviert werden, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen, so der DIHK-Präsident. "Deutschland braucht eine neue Gründerzeit."

Die Saat hierzu müsse jetzt gelegt werden. Mit der Reform der Gründungsförderung für Arbeitslose habe die große Koalition bereits einiges auf den Weg gebracht, so Braun. Diese Änderungen reichten jedoch nicht aus.

Für eine wachstumsfördernde Kultur der Selbstständigkeit müssten Politik und Gesellschaft Unternehmergeist zu einem Top-Thema im Jahr 2007 machen. "Wir brauchen ein gesellschaftliches Klima, in dem Unternehmer sich nicht immer wieder Neid-Debatten ausgesetzt sehen, sondern als gesellschaftliche Vorbilder anerkannt werden", sagte Braun.

So fordert der DIHK, dass Schulen und Hochschulen das Thema "Selbstständigkeit" durchgehend in die Lehrprogramme aufnehmen sollen – von der Grundschule bis in die Universität.

Die Bundesregierung müsse mit Reformen in den zentralen Handlungsfeldern Arbeitsmarkt, Steuern und Sozialversicherungen wachstums- und gründungsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen. Niedrige Steuern und Abgaben würden zudem die Selbstfinanzierungskräfte der Gründer stärken und so die Start-up-Finanzierung erleichtern.

Und nicht zuletzt sollten nach Vorstellungen des DIHK Unternehmensgründungen in Deutschland durch Bürokratieabbau beschleunigt werden. Schon mit kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen könne die Politik Bürokratiebelastungen für Existenzgründer senken und ihnen den Start spürbar erleichtern, gibt Ludwig Georg Braun zu bedenken.

Das Pflichtformular "Einnahme-Überschussrechnung" für Kleinunternehmer sei ohne Steuerberater kaum zu bewältigen und abzuschaffen. Zudem fordert der DIHK, Existenzgründern eine vierteljährliche – statt monatliche – Abgabe der Umsatzsteuervoranmeldung zu erlauben.

Sie finden den aktuellen DIHK-Gründerreport mit dem Titel "Existenzgründung in Zeiten von Hartz IV" auf der Seite der DIHK zum Download:

DIHK-Gründerreport 2006 (PDF, 450 KB) 

Quelle: dihk