Interview mit Kerstin Kölling, Personalberaterin

Sie wissen, welchen Beruf Sie erlernen möchten? Sie haben auch schon ein paar Unternehmen im Auge? Dann geht es jetzt darum, Bewerbungen zu verfassen. Die Personalberaterin Kerstin Kölling sagt uns, worauf es dabei ankommt.

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Interview mit Kerstin Kölling, Personalberaterin

Sie wissen, welchen Beruf Sie erlernen möchten? Sie haben auch schon ein paar Unternehmen im Auge? Dann geht es jetzt darum, Bewerbungen zu verfassen. Die Personalberaterin Kerstin Kölling sagt uns, worauf es dabei ankommt.

Frau Kölling, was gehört in eine Bewerbungsmappe?

Neben dem Anschreiben müssen ein Lebenslauf und Zeugniskopien in die Bewerbungsmappe. Die Zeugnisse sollten Schulzeugnisse, Praktikumbescheinigungen und sonstige Zertifikate umfassen, zum Beispiel für PC- oder Sprachkurse. 

Welche Mappe eignet sich für die Bewerbungsunterlagen? Reicht eine Klarsichthülle oder muss es eine teure Bewerbungsmappe sein?

Das kommt auf den Arbeitgeber, den Ausbildungsbetrieb an. Üblicherweise reicht eine stabile Plastikmappe mit durchsichtigem Deckblatt. Von Auszubildenden verlangt niemand teure Kartonmappen. Die Mappe wird in einem Umschlag mit verstärktem Rücken verschickt, damit keine Knicke oder Eselsohren entstehen. Schnellhefter sind übrigens auf keinen Fall geeignet. 

Nun zu den einzelnen Teilen. Beginnen wir mit dem Anschreiben: Welche Bedeutung hat es?

Das Anschreiben ist der erste und persönlichste Eindruck, den der Bewerber hinterlässt. Es ist ungefähr so wichtig wie die ersten Sekunden beim Kennenlernen in der Disco. Genauso, wie Sie sich beim Ausgehen von Ihrer besten Seite zeigen, sollten Sie im Anschreiben den Leser mit ihren Stärken und Qualifikationen überzeugen. 

Was muss alles im Anschreiben stehen? In der Betreffzeile muss stehen, für welche Position man sich bewirbt und für welchen Beruf. Dann folgt der Hinweis auf die Quelle, die zu der Bewerbung geführt hat. Ein Beispiel: „Bewerbung als Auszubildende zur Kauffrau im Gesundheitswesen / Ihre Anzeige in der Zeitung XY“. Oder: „Initiativ-Bewerbung für einen Ausbil-dungsplatz als KfZ-Mechatroniker“. 

Im Schreiben selbst geht es vor allem darum, die eigenen Stärken hervorzuheben. Das kann ruhig gleich am Anfang geschehen, denn Einstiegssätze wie „hiermit bewerbe ich mich um die offene Stelle“ sind sowieso veraltet. Und nie Floskeln verwenden! Es ist immer besser, einen persönlichen Bezug herzustellen statt allgemeine Behauptungen aufzustellen. Also nicht sagen „Ich bin kommunikativ, teamfähig, engagiert und zuverlässig“, sondern „Ich bin kommunikativ, das beweise ich seit mittlerweile drei Jahren als Klassensprecherin.“ So überzeugen Sie. 

Als nächstes sollte die Bewerberin oder der Bewerber darauf eingehen, warum er sich gerade bei diesem Unternehmen vorstellt – hier hebt er sich von einer Massenbewerbung ab. Darum geht es nämlich. 

Am Ende des Bewerbungsanschreibens steht die Aufforderung zur Kontaktaufnahme, beispielsweise mit dem Satz „Ich freue mich sehr, wenn Sie mir die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch geben“. Mit der Grußformel „Mit freundlichen Grüßen“ gefolgt von der eigenhändigen Unterschrift schließt das Anschreiben. Darunter unbedingt die „Anlagen“ auflisten, also alles, was in der Bewerbungsmappe steckt. 

Gibt es noch etwas, das Ausbildungsplatzsuchende in ihrem Anschreiben berücksichtigen sollten?

Wer eine Bewerbung liest, will wissen, ob der Bewerber sich mit dem Ausbildungsberuf beschäftigt hat und weiß, was auf ihn zukommt. Also: Informieren Sie sich genau über den Beruf, den Sie anstreben, und stellen Sie im Anschreiben einen Bezug her zwischen den Anforderungen und den eigenen Stärken oder Qualifikationen. 

Zum Lebenslauf. Was gibt es hier zu beachten?

Wichtig ist: Ein Lebenslauf sollte immer tabellarisch, nie als Fließtext formuliert sein. Auch sollte er am Computer ausgedruckt sein und nicht per Hand geschrieben. Denn Lebensläufe sollten schnell und eindeutig lesbar sein. Deshalb auch bitte nicht länger als eine Seite.

Jugendliche schreiben ihn in chronologischer Reihenfolge. Die Informationen sollten mit Zwischenüberschriften wie „Persönliche Angaben“, „Schulzeiten“, „Praktika“, „Weiterbildungen “, „Berufswunsch“, „Hobbys“ gegliedert sein. Zum Schluss muss man den Lebenslauf unterschreiben, immer mit Datum und Ort.

Und wohin kommt das Foto?

Wenn der Bewerber ein Deckblatt für die Mappe verwendet, platziert er das Foto dort. Ohne Deckblatt klebt er das Foto in der Regel auf den Lebenslauf, rechts oben in die Ecke. Ein Tipp: Die Rückseite immer mit dem Namen versehen – denn das Foto kann abfallen und ist dann nicht mehr zuzuordnen. 

Welche Fehler werden nach Ihrer Erfahrung am häufigsten gemacht?

Immer wieder fallen Bewerberinnen und Bewerber negativ auf, die ganz offensichtlich eine „Massenbewerbung“ geschickt haben. An einer unpersönlichen Anrede wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ und an einem Datum wie „im März 2005“ ist sichtbar, dass die- oder derjenige genau das gleiche Anschreiben mehrfach rausgeschickt hat. Es vermittelt den Eindruck, dem Bewerber ist ganz egal, in welchem Unternehmen er landet. 

Oder: ein unprofessionelles Foto, schief eingescannt und miserabel ausgedruckt. Oder: Tipp-Fehler in Anschreiben und Lebenslauf. Firmenname oder Name des Ansprechpartners sind falsch geschrieben. Oder: Die Mappe erweckt häufig einen lustlosen, unsauberen Eindruck. Blätter sind geknickt, die Unterlagen sind unvollständig, ein Automatenfoto liegt bei. Bewerberinnen und Bewerber müssen bedenken, dass oft mehr als 100 Mappen für eine offene Stelle eingehen. Da liest ein PersonalChef maximal zwei bis drei Minuten in einer Mappe. In dieser Zeit muss man einfach „punkten“. 

Verraten Sie unseren Leserinnen und Lesern noch Ihre fünf wichtigsten Tricks?

Wenn Sie folgende Punkte berücksichtigen und umsetzen, können Sie sicher sein, dass Sie sich positiv von der Masse abheben:

1. Die Gesamtoptik ist wichtig. Absolut unentbehrlich sind: Sauberkeit, Aktualität, Lückenlosigkeit, ein gutes Foto und eine ordentliche Mappe.

2. Das Anschreiben ist individuell verfasst und sagt etwas über die Stärken und die Motivation des Bewerbers sowie seine Kenntnisse über den Wunsch-Ausbildungsberuf und das Unternehmen aus.

3. Tipp- oder Schreibfehler sind Chancenkiller. Lesen Sie alles lieber fünf Mal durch und zeigen Sie die Bewerbung einem Außenstehenden.

4. Das Foto muss professionell aussehen. Kopfhaltung, Lächeln, Kleidung und Beleuchtung müssen stimmig sein.

5. Der Lebenslauf ist übersichtlich gegliedert und enthält alle wichtigen Punkte, die den Ausbildungsbetrieb interessieren sowie das aktuelle Datum und die persönliche Unterschrift. 

 

Kerstin Kölling ist seit 2002 selbstständige Personalberaterin in Berlin. Sie ist Spe-zialistin im Bereich Recruiting und sammelte langjährige Erfahrungen im Personal-management von großen und mittelständischen Unternehmen. Neben der Beratung von Unternehmen und Einzelpersonen bereitet sie Jugendliche auf die berufliche Laufbahn vor. Dazu hält sie kostenlose Bewerbungstrainings direkt an Schulen ab. 

Quelle: teamarbeit.de