Raus aus der Sackgasse: Hilfe für den Businessplan

Geschrieben am August 8, 2016 
abgelegt unter: Businessplan

Businesspläne können komplexe Schriftwerke sein und zudem gibt es eine Reihe an technischen Faktoren, nach denen ein Businessplanempfänger die Aussagekraft und Tragfähigkeit eines Businessplanes beurteilt. In diesem Artikel werden wir Ihnen praktische Tipps an die Hand geben, wie Sie das Beste aus Ihrer Do-It-Yourself Businessplanerstellung machen.

Welche Probleme treten häufig beim DIY-Schreiben eines Businessplans auf?

Am besten reden wir über das Schwierigste zuerst. Während Gründer bei vielen anderen Businessplanbestandteilen wie beispielsweise Zusammenfassung der Geschäftsidee, Erläuterung der Produkte, Alleinstellungsmerkmale, Vision/Mission, Hintergrund des Gründers etc. oftmals mit Leichtigkeit vorzeigbare Texte erstellen können, sind die Markt- und Wettbewerbsanalysen oftmals viel zu oberflächlich und die Aussagekraft wird auf zu wenig glaubwürdige Art in die richtige Richtung gedeutet.

Die Marktanalyse ist zudem ein Abschnitt, wo sich die Recherchearbeit für den Businessplan schwerpunktartig von Konzept zu Konzept stark ändern kann. Während beispielsweise ein Unternehmen, welches Einzelhandel betreiben will, sich besonders auf den Standort fokussieren muss, ist dies bei einem eher im Netz präsenten Unternehmen weniger wichtig. Dafür sind hier andere Dinge zentraler, wie eine besonders exakte Wettbewerbsrecherche und Markteintrittsstrategie.

Auch im Finanzplan finden sich sehr oft logische Lücken, ist doch in diesem Bereich der Planung noch mehr Abstraktion und Sorgfalt erforderlich, um eine möglichst realistische Aufstellung zu gewährleisten. Achten Sie darauf, dass sich wirklich alle Aussagen, die Sie im Schriftteil machen in den Zahlen reflektieren und versuchen Sie wenn möglich, Ihre Umsatz- und Kostenschätzungen im Schriftteil zu kommentieren und zu plausibilisieren. Manche Kapitalgeber verlangen von Ihnen, auf Zuruf in der Lage zu sein, die Preisschätzungen dokumentieren zu können. Behalten Sie daher alle Angebotsunterlagen, Preislisten und sonstige potentielle Quellen um Ihre Aussagen zur Not belegen zu können.

Welche Fehler treten bei der Marktanalyse häufig auf?

Wenn wir darüber sprechen, welche Fehler im Businessplan auftauchen, müssen wir wie oben erwähnt primär um die Marktanalyse Gedanken machen. Aus diesem Grund möchten wir hier nochmal die wichtigsten Fehler und die leichtesten Lösungen aufgreifen.

Was tun, wenn man nur veraltete Zahlen und unzureichende Infos bekommt oder für die spezifische Nische des Businessplans scheinbar überhaupt keine relevanten Marktinformationen zu eruieren sind? In den allermeisten Fällen liegt dies an der Art und Weise, wie Sie recherchieren.

Die häufig erste und beste Anlaufstelle für Marktinformationen zu den meisten Branchen sind die Branchenverbände und gegebenenfalls Branchenzeitschriften/Fachzeitschriften. Danach sollte man etwas allgemeine Googlerecherche betreiben, um aktuelle Artikel von renommierten Nachrichtenmagazinen aufzuspüren. Zuletzt kann es hilfreich sein, Marktanalysen von Unternehmensberatungen, Banken und Marktforschungsinstituten sowie die öffentlich zugänglichen Datenbanken der Handelskammern und Außenhandelskammer sowie den Ministerien zu durchforsten. Auch die Zahlen des statistischen Bundesamtes sind in manchen Fällen eine Durchsicht wert.

In der Regel ist es nicht notwendig, Marktinformationen käuflich zu erwerben, doch manche Gründer möchten auch für ihre eigenen strategischen Entscheidungen ein vollständiges Bild erhalten, weshalb diese sich dazu entscheiden Geld in diesen Bereich zu investieren..

Bei sehr spezifischen Branchen, bei denen es keine öffentlich zugänglichen, aktuellen und relevanten Informationen zu geben scheint, ist es oftmals nützlich, direkt auf einen Benchmark-Wettbewerber oder eine Indikatorbranche zu schauen. Oftmals können Entwicklungen in nebengelagerten und/oder korrelierten Marktsegmenten interessante Inputs liefern.

Bei all der Aufnahme von Informationen und deren Verarbeitung sollten Sie immer im Hinterkopf behalten, welche Daten die Businessplanempfänger wohl am meisten interessieren. Während es bei manchen Branchen wichtig ist, dass die Entwicklung stabil bleibt, ist es bei anderen, eher technischen/innovativen Branchen, wichtig, dass die Wachstumszahlen besonders viel Fantasie wecken. Tendenziell macht es immer Sinn, auf die übergeordneten Trends aufmerksam zu machen und dem Leser Gedanken zu bieten, nach welchen Faktoren diese Trends evaluiert und interpretiert werden sollten.

Probleme bei der Identifikation der Wettbewerber?

Businessplanempfänger werden sofort misstrauisch, wenn Gründer die Wettbewerbsanalyse nur oberflächlich angehen. So könnte die Zurückhaltung daran liegen, dass Sie als Gründer zu stark von sich überzeugt sind oder dass Sie sich, , im Gegenteil, vom Wettbewerb eingeschüchtert fühlen. In beiden Fällen sagt dies nichts Positives über die Erfolgschancen des Unternehmenskonzeptes aus.

Gründer tun deshalb gut daran, ihren Wettbewerb möglichst großzügig zu identifizieren und die Wettbewerbergruppen zu klassifizieren. Etwa in direkte Wettbewerber, indirekte Wettbewerber oder zukünftige/potentielle Wettbewerber. Auch weitere Eingrenzungen sind möglich, wie konventionelle Wettbewerber / disruptive Wettbewerber oder große Wettbewerber und kleine Wettbewerber. All dies, um sich selbst möglichst zutreffend in Beziehung zu den anderen auf die Karte zu setzen, abgrenzen und erläutern zu können, wie denn nun genau in dieser Wettbewerbslandschaft der eigene Marktanteil akquiriert und verteidigt werden kann. Dabei ist es oft geradezu gut, eigene Schwächen aufzuzeigen- vorausgesetzt, Sie haben eine Vorstellung davon, wie Sie diesen entgegentreten können.

Probleme beim Finanzplan erstellen

Wie eingangs erwähnt ist der Finanzplan ein besonders ungeliebter Aufgabenteil des Businessplan-Sets. Die wenigsten Gründer sind ausgewiesene Zahlenmenschen, die sich mit schnellem Blick über die seitenweisen Tabellen von Zahlen und Werten sofort zurechtfinden und zu sinnvollen Schlussfolgerungen über das zu Grunde liegende Geschäftskonzept kommen.

Die Verunsicherung bei der Aufstellung der Zahlen rührt vor allen Dingen daher, dass Gründer nicht wissen, was die übergeordneten Ziele der Finanzplanung sind. Wir erinnern uns: Es geht um die Tragfähigkeit des Unternehmenskonzeptes. Der Finanzplan muss belegen, dass mit der anvisierten Kapitalisierung ausreichend viel Geld in das Unternehmen kommt, um alle notwendigen Ausgaben abzudecken und ein Polster zu haben für unvorhergesehene Ereignisse. Außerdem will der Investor sehen, ab wann das Unternehmen profitabel operiert und wie ehrgeizig der Gründer bei seiner Kalkulation von Margen und der Umsatzprognose denkt.

Gründer vergessen oftmals Kosten, sowohl kleinere Beträge als auch größere. Aspekte wie die IHK Gebühr, Versicherungen, Markenschutz, Hosting-/Serverkosten, Bankgebühren, Steuern, Tilgung, Zinsen, richtige Abschreibung und vieles mehr: Keine leichte Aufgabe für Menschen ohne betriebswirtschaftlichen/buchhalterischen Hintergrund! Zudem ist es leicht für Businessplanempfänger, die sich häufig genau in diesem Zahlenmaterial zuhause fühlen, Unstimmigkeiten aufzuspüren.

In der Kürze der Zeit der wichtigste Rat im Bereich Finanzplanung: Entweder die Materie studieren, Finanzplanvorlagen herunterladen und exemplarisch einige eigene Kalkulationsszenarien kreieren, oder sofort eine geeignete Beratung hinzuziehen um wenigstens für die Finanzplanung alle Kriterien zu erwischen. Da in der Regel der Schriftteil die größere Arbeit für die renommierten Businessplanberater darstellt, kann es sehr gut sein, dass Sie einen sehr fairen Beratungspreis für den Finanzplan Ihres Businessplans erhalten.

Fazit: Gröbste Fehler vermeiden, kleinere Details mit Mut zur Lücke betrachten

Auch der spitzfindigste Businessplanempfänger weiß: Am Ende des Tages ist der Businessplan vor allen Dingen eine Blaupause für eine Maschine, bei der niemand wirklich sagen kann, ob sie auf Jahre funktionieren wird. Es können sich kurzfristig und langfristig immer Veränderungen ergeben, welche in der Planung nicht mit einbezogen wurden. Aus diesem Grund soll der Businessplan vor allen Dingen die grobe Tragfähigkeit des Geschäftskonzeptes belegen und zudem beweisen, dass der Gründer technisch und fachlich dazu in der Lage ist, seine planungsseitigen Hausaufgaben zu machen.

Neben einem hervorragenden Businessplan spielen noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle, beispielsweise der Eindruck im persönlichen Gespräch, die Professionalität der Korrespondenz und das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eigener Ressourcen, sei es in der Form von Geld, Qualifikation oder Anlagevermögen. Aus diesem Grund ist es häufig keine schlechte Idee, mit einem einigermaßen stimmigen Businessplan, der idealerweise frei von Rechtschreibfehlern ist, erst einmal in die Gespräche einzusteigen und das Feedback abzuwarten. Falls Sie den Plan vorab einem Mentor oder geeigneten Bekannten vorlegen können, umso besser.

Ansonsten raten wir Ihnen: Nur Mut zur Lücke, lieber erst mal machen und später final auf Hochglanz polieren – denn wer Unternehmer werden will, muss Dinge unternehmen, und nicht aus falsch verstandenem Perfektionismus unterlassen.

Joachim Görbert

Joachim Görbert führt eine Businessplanberatung und eine Marketingagentur und ist aktuell viel im Ausland, um neuen Trends nachzuspüren und verschiedene Gründungskulturen kennenzulernen. Mit einem Hintergrund in der Unternehmensberatung hat er sich schon vor mehreren Jahren aus der Unselbstständigkeit verabschiedet und hält mittlerweile eine spannende Position als unabhängiger Berater in Existenzgründung und Markteintrittsplanung inne.




Kommentare

One Response to “Raus aus der Sackgasse: Hilfe für den Businessplan”

  1. David on August 10th, 2016 10:15

    Hallo, ich persönlich halte für die meisten Kleingründungen die Erstellung eines Businessplans erst zu einem sehr späten Zeitpunkt notwendig.
    Das Anfertigen von Drei- bis Fünf-Jahresplänen mit Prognosen über komplett Unbekanntes ist größtenteils Fiktion.
    Solange man keinen zwingenden Kredit einer Bank benötigt oder einen Investoren Einstieg plant, benötigt man keinen Businessplan.
    Hier würde ich eher eine Kombination aus One Pager – realistischer Finanz und Liquiditätsplanung eine visuelle Darstellung der Idee nach dem Business Model Canvas vorziehen.
    Im nächsten Step tendiere ich heute viel eher zu Bootstrapping und dem Lean Start Up Ansatz. Hier merkt man deutlich schneller ob das Geschäftsmodelll tragbar ist
    und wo die Herausforderungen sind. Ein toller Businessplan der die Bank begeistert, ist kein Garant dafür das es in der Realität auch funktioniert.
    Ich habe diese Themen auch in meinem neuen ebook behandelt: http://geschaeftsideen-ebook.de

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