quelle: ifoDie Analyse und Prognose der konjunkturellen Entwicklung in der Gesamtwirtschaft und in wichtigen Branchen stehen im Mittelpunkt des diesjährigen ifo Branchen-Dialogs.

ifoLogoText180.gifDie Analyse und Prognose der konjunkturellen Entwicklung in der Gesamtwirtschaft und in wichtigen Branchen stehen im Mittelpunkt des diesjährigen ifo Branchen-Dialogs. Die Ergebnisse der Branchen Industrie, Handel, Bauwirtschaft und Dienstleistungen:

Verarbeitendes Gewerbe

Nach der zweijährigen Stagnation von Mitte 2001 bis zum Sommer 2003 bewegte sich die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes bereits im Herbst 2003 wieder dynamisch nach oben. Diese Tendenz setzte sich 2004 mit nahezu gleicher Intensität fort: Im Jahresdurchschnitt 2004 lag das reale Produktionsvolumen der deutschen Industrie um 4,5% über dem Stand des Vorjahres. Die Ursache dieser bemerkenswerten Aufschwungsdynamik ist vor allem in dem kräftigen Anziehen der realen Auslandsnachfrage zu sehen, also an der Beteiligung der deutschen Industrie am weltweiten Wirtschaftsboom (das reale Welthandelsvolumen nahm 2004 um 8% zu). Die reale Auslandsnachfrage war im Jahresdurchschnitt 2004 um knapp 9% größer als im Jahr zuvor.

Im bisherigen Verlauf des Jahres 2005 setzte sich der seit Herbst 2003 zu beobachtende Aufschwung fort. In den ersten acht Monaten lag der reale Produktionswert 2005 um rund 3% über dem Vorjahresniveau. Im Jahresdurchschnitt werden es voraussichtlich 2,3% sein. Die Grundlage für diese Entwicklung bilden im Wesentlichen die gleichen Nachfragetendenzen wie im Verlauf des letzten Jahres: Sehr dynamische Ausweitung der Auslandsnachfrage bei gleichzeitig zurückhaltender Entwicklung der Bestellungen aus dem Inland. In den letzten Monaten hat sich allerdings auch die Binnennachfrage wieder etwas nach oben entwickelt. Das gilt sowohl für die Vorleistungs- als auch die Investitionsgüterindustrie, vor allem aber für den Konsumgüterbereich.

Leicht überdurchschnittlich entwickelte sich dabei in den Monaten Januar bis August 2005 das Segment der Investitionsgüterindustrie (+3,2%), das im Gesamtjahr 2005 auf ein Produktionsplus von etwa 2,8% kommen dürfte. Mit fast der gleichen Dynamik bewegte sich die Produktion der Vorleistungsgüter nach oben (+2,9%), die im Jahresmittel voraussichtlich auf eine Zuwachsrate von 2% kommen wird. Relativ günstig gestaltet sich zudem im bisherigen Verlauf dieses Jahres das Produktionswachstum der zuvor überdurchschnittlich geschrumpften Konsumgüterindustrie: Nach einem Plus von 2,5% in den ersten acht Monaten dürfte sie 2005 insgesamt mit einer Jahreswachstumsrate von 2% aufwarten.

Für die Abschätzung der Entwicklung im kommenden Jahr wird gemäß den Annahmen im Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute davon ausgegangen, dass die belastenden Wirkungen von der Ölpreisentwicklung im Verlauf des nächsten Jahres nachlassen und dass das Wachstum des Welthandels mit 7% geringfügig stärker ausfallen wird als 2005 (+6,5%). Mit einem Zuwachs von 6,5% werden auch 2006 wieder die Exporte die wesentlichen konjunkturellen Schubkräfte liefern. Bei den insgesamt nur moderaten gesamtwirtschaftlichen Wachstumsaussichten ist 2006 im Verarbeitenden Gewerbe mit einer Fortsetzung des Produktionswachstums zu rechnen, im Durchschnitt wird es nur wenig unter dem des laufenden Jahres liegen.

Handel

Im Großhandel setzt sich die Aufwärtsentwicklung im Jahr 2005 abgeschwächt fort. Die Umsätze werden nominal um etwa 5% über dem Vorjahresergebnis liegen. Real bedeutet das einen Anstieg um 2,5%. Wesentliche Schubkraft geht vom Außenhandel, speziell vom Geschäft mit importierten Waren aus. Hier profitiert der Großhandel von der hohen preislichen Wettbewerbsfähigkeit von ausländischen Produkten. Überproportional hoch ist die Wachstumsrate im Produktionsverbindungshandel, dem Großhandelsbereich, der Rohstoffe und Halbwaren sowie Güter für die Ausrüstungsinvestitionen an Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft absetzt. Der Anstieg der nominalen Umsätze belief sich hier auf rund 7%, real 3%. Im Konsumgütergroßhandel wurden die Vorjahresumsätze nominal um 3% und real um 2% übertroffen.

Für die Jahre 2006 und 2007 ist von einem weiteren Anstieg der Umsätze im Großhandel auszugehen. Dabei wird die Entwicklung im Produktionsverbindungshandel überdurchschnittlich sein.

Die konjunkturelle Erholung im Einzelhandel ist im Verlauf dieses Jahres wieder ins Stocken geraten. Ein erheblicher Teil des Anstiegs des verfügbaren Einkommens wurde durch erhöhte Ausgaben für Brenn- und Kraftstoffe absorbiert. Dennoch errechnet sich für den Jahresdurchschnitt eine Zunahme der Einzelhandelsumsätze um nominal 1% und real 0,4%. Während die Discounter ein deutlich überdurchschnittliches Wachstum verbuchen können, müssen die kleinen Facheinzelhändler, der Versandhandel sowie die Kauf- und Warenhäuser z.T. erhebliche Einbußen hinnehmen. Im Jahr 2006 werden die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte um 1,4% zunehmen. Bei unveränderter Sparquote (10,6%) steigen die Konsumausgaben um 1,5%. Wegen der noch geraume Zeit dauernden Durchwälzung der Energiepreissteigerungen werden erneut die Ausgaben für Brenn- und Kraftstoffe einen erheblichen Teil dieses Zuwachses binden. Der Einzelhandel dürfte – nicht zuletzt wegen der leichten positiven Effekte durch die Fußballweltmeisterschaft - mit einer Umsatzsteigerung um 1% rechnen dürfen. Angesichts des anhaltenden Wettbewerbsdrucks werden sich Preissteigerungen nur schwer durchsetzen lassen (0,5%). Für den Jahresdurchschnitt 2007 ist wegen der dann verbesserten Beschäftigungssituation mit einer Zunahme in gleicher Größenordnung zu rechnen.

Bauwirtschaft

Die von massiven Strukturproblemen überlagerte konjunkturelle Schwächephase im deutschen Bausektor wird wohl auch noch in diesem und im nächsten Jahr anhalten. Mit einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1999 hat die Rezession der deutschen Bauwirtschaft dann zwölf Jahre gedauert. Bedingt durch das schlechte Bauwetter im ersten Quartal, aber auch durch die anhaltend schwache, von großer Unsicherheit bestimmte Entwicklung der Gesamtwirtschaft werden die Bauinvestitionen 2005 um rund 5% und 2006 nochmals um über 1% zurückgehen. Verschiedene Indikatoren signalisieren allerdings ein baldiges Ende der Talfahrt und eine langsam einsetzende Erholung, die 2007 zu einem Anstieg der investiven Bauausgaben um etwa 1% führen könnte. Der Schrumpfungsprozess im Nichtwohnbau (Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau) wird voraussichtlich bereits im Verlauf von 2006 abgefangen und umgekehrt, beim Wohnungsbau dürfte die Erholung wegen der fortdauernden Neubauschwäche erst 2007 spürbar werden. Im gesamten Baugewerbe war der Konjunktureinbruch – gemessen am baugewerblichen Umsatz bzw. an der Bruttowertschöpfung dieses Wirtschaftszweigs – noch weit stärker ausgeprägt als bei den VGR-Bauinvestitionen. Trotz des sich ganz vorsichtig und sehr gedämpft ausbreitenden Optimismus’ dürfte der Abbau der Baukapazitäten nach dem bis Mitte der 1990er Jahre anhaltenden Bau-Boom noch nicht abgeschlossen sein. Die strukturellen Anpassungen werden in dieser auch in Zukunft wichtigen Branche noch einige Jahre mit erhöhter Dynamik ablaufen. Die vielfach herbeigesehnte Rückkehr zu den früheren Niveaus in den alten Strukturen wird es für die deutsche Bauwirtschaft also auch mittelfristig nicht geben.
Dienstleistungen

Nach den jüngsten Konjunkturtestergebnissen ist das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor insgesamt weiterhin günstiger als im Verarbeitenden Gewerbe, im Einzel- und Großhandel sowie in der Bauwirtschaft. Zuletzt ist allerdings der Abstand geringer geworden, da sich speziell in der Industrie das Geschäftsklima in den letzten Monaten deutlich verbessert hat. In dem Segment Unternehmensdienstleistungen dürfte das reale Umsatzwachstum 2005 deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Zuwachs liegen (1,5% gegenüber 0,8%). Überdurchschnittliche Zuwächse sind im Transportsektor zu beobachten (hier vor allem dank des starken Ex- und Importwachstums und dem Trend zum Outsourcing von Transport und Logistik in Industrie und Handel). Auch in der Datenverarbeitung sowie in den Beratungssparten (Unternehmens-, Steuer- und Rechtsberatung) ist eine deutliche Geschäftsbelebung festzustellen. Im Durchschnitt des Bereichs Unternehmensdienstleistungen dürfte sich nach dem voraussichtlichen Anstieg um 1,5% in diesem Jahr das Wachstum auf 2,5% in 2006 und 3,0% in 2007 verstärken. Weiterhin schwach verläuft dagegen der Absatz im Bereich der Konsumdienstleistungen. Im ersten Halbjahr 2005 lag hier ein realer Umsatzrückgang gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert in Höhe von einem halben Prozentpunkt vor. Mit einer Erholung ist hier auch im Laufe des zweiten Halbjahres 2005 nicht zu rechnen, so dass es im Jahresvergleich 2005/2004 zu einem realen Rückgang um 0,5% kommen wird. Im Zuge der erwarteten leichten Konsumbelebung dürfte sich im nächsten Jahr ein Zuwachs von rd. 0,2% (real) und 2007 von rd. 0,5% (real) ergeben.

Quelle: ifo