Das gesamtwirtschaftliche Wachstum hat im dritten Quartal dieses Jahres wieder spürbar zugenommen. Treibende Kraft war einmal mehr die dynamische Entwicklung der Produktionstätigkeit im Produzierenden Gewerbe.

 

Das gesamtwirtschaftliche Wachstum hat im dritten Quartal dieses Jahres wieder spürbar zugenommen. Treibende Kraft war einmal mehr die dynamische Entwicklung der Produktionstätigkeit im Produzierenden Gewerbe.

Diese dürfte sich angesichts der deutlich aufwärts gerichteten Auftragseingänge in den kommenden Monaten fortsetzen. Die stärksten Wachstumsimpulse kommen auch weiterhin aus dem Ausland. Allerdings haben auch binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte zugenommen, die derzeit noch in erster Linie in einer verstärkten Investitionstätigkeit zum Ausdruck kommen. Der private Konsum zeigt sich hingegen anhaltend schwach. Zu den positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt haben in erster Linie arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sowie saisonale und statistische Sonderfaktoren beigetragen. Insgesamt haben sich die Aussichten auf eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung weiter verfestigt. Sie ist allerdings noch nicht nachhaltig genug, um eine Wende am Arbeitsmarkt zu bewirken.

Nach einem leicht nach unten revidierten Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von real +0,6 % im ersten Quartal und leicht noch oben revidierten +0,2 % im zweiten Quartal hat sich das Wachstum des BIP im dritten Quartal kalender- und saisonbereinigt[3] wieder auf +0,6 % beschleunigt. Das lebhafte Auslandsgeschäft leistete im dritten Quartal wieder einen wesentlichen Wachstumsbeitrag von 0,3 Prozentpunkten. Daneben trugen erstmals in 2005 die Bruttoanlageinvestitionen und hier insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen mit ebenfalls 0,3 Prozentpunkten zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum bei. Dies deutet auf eine sich allmählich belebende Binnenkonjunktur hin. Der private Konsum blieb hingegen schwach und lieferte erneut einen negativen Wachstumsbeitrag (-0,1 Prozentpunkte). Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal erhöhte sich das BIP zuletzt um 1,3 % bzw. kalenderbereinigt um 1,4 %.

Vom Produzierenden Gewerbe gehen weiterhin kräftige Impulse für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland aus. Nach dem spürbaren Anstieg im September von saisonbereinigt 1,5 % hat die Erzeugung im Oktober weiter um 1,1 % zugenommen. Dabei erhöhte sich die Industrieproduktion im Oktober um 1,0 % und im aussagefähigeren Zweimonatsvergleich (September+Oktober gegenüber Juli+August) um 1,9 %. Sie überschreitet ihr Vorjahresniveau arbeitstäglich bereinigt im September+Oktober um 4,7 %. Die Impulse für die Industrieproduktion kommen den Industrieumsätzen zufolge weiter überwiegend aus dem Ausland, aber auch die Inlandsumsätze sind seit Mitte des Jahres angestiegen. Angesichts des mittlerweile erreichten Auftragsniveaus und der kräftig aufwärts gerichteten Nachfrageentwicklung nach industriellen Erzeugnissen ist auch in den kommenden Monaten mit einer zunehmenden Produktionstätigkeit zu rechnen. Die Auftragseingänge in der Industrie sind seit Mai im Trend deutlich aufwärts gerichtet und haben sich im Oktober gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt erneut spürbar um 2,0 % erhöht. Die Klimaindikatoren hellten sich zum Jahresende weiter auf. Sowohl das ifo-Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe sowie die ZEW-Konjunkturerwartungen erreichten im Dezember neue Jahreshöchststände.

Im Bauhauptgewerbe zeigen sich nach langjährigem Abwärtstrend seit April dieses Jahres bei zum Teil deutlichen Schwankungen der Monatsproduktion einige Lichtblicke. Das Vorjahresniveau wird arbeitstäglich bereinigt zwar weiterhin spürbar unterschritten (im September+Oktober -3,3 %), die Vorjahresabstände haben sich im Verlauf dieses Jahres aber deutlich verringert. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe sind in den letzten Monaten in der Tendenz klar aufwärts gerichtet. Auch das ifo-Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe hat sich seit dem Stimmungstief im Juni merklich aufgehellt. Dennoch bleibt abzuwarten, ob es sich bei der Entwicklung im Bauhauptgewerbe bereits um eine generelle Trendwende handelt.

Die Privaten Konsumausgaben waren im dritten Quartal 2005 erneut leicht rückläufig (-0,2 %). Belastend dürften sich neben der Stagnation der realen verfügbaren Einkommen die Entzugseffekte durch die Verteuerung der Haushaltsenergien und Kraftstoffe ausgewirkt haben. Dabei liegen die preisbereinigten Einzelhandelsumsätze - ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und Tankstellen - schon im gesamten Jahresverlauf in der Tendenz merklich über den Vorjahresumsätzen. Die Neuzulassungen von Personenkraftwagen verliefen allerdings zuletzt gedämpfter. Die Inlandsumsätze und die Auftragseingänge der Konsumgüterhersteller sind preisbereinigt im Verlauf des Jahres 2005 merklich aufwärts gerichtet. Die realen Indikatoren lassen zwar insgesamt etwas Hoffnung für die weitere Entwicklung des privaten Konsums aufkeimen, die Stimmung sowohl bei den Verbrauchern als auch im Einzelhandel ist aber nach wie vor gedämpft, wenngleich sie sich im Einzelhandel zuletzt wieder etwas aufgehellt hatte. Vom privaten Konsum sollte in den kommenden Monaten nicht zuviel erwartet werden, weil die Entzugseffekte durch die hohen Energie- und Kraftstoffkosten anhalten dürften.

Von der Außenwirtschaft gehen weiterhin starke Impulse auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Sowohl die Exporte als auch die Importe entwickeln sich im Jahresverlauf 2005 bei nominaler Betrachtung ausgesprochen dynamisch. Bei realer Betrachtung verläuft die Importentwicklung aufgrund der ölpreisbedingt starken Zunahme der Einfuhrpreise im Trend gedämpfter. Die einzelnen Monatswerte der Ein- und Ausfuhren sind dabei aber starken Schwankungen unterworfen. So sind die Warenausfuhren im Oktober saisonbereinigt um 0,6 % zurückgegangen. Im Zweimonatsvergleich nahmen die Exporte um 3,3 % zu. Angesichts der kräftigen Zunahme der Auslandsbestellungen in der Industrie ist auch in den nächsten Monaten mit einer deutlich positiven Exportentwicklung zu rechnen. Dies signalisieren auch die anhaltend optimistischen ifo-Exporterwartungen. Die nominalen Wareneinfuhren stiegen im Oktober um 3,1 % und im Zweimonatsvergleich um 2,9 %.

Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt verliefen im November überwiegend günstig. Die registrierte Arbeitslosigkeit ging jahreszeitlich untypisch um 25.000 auf 4,531 Millionen zurück. Hierzu trug neben einem Rückgang der neuen Arbeitslosmeldungen und der Ausweitung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen insbesondere die bis Mitte November ungewöhnlich milde Witterung in Verbindung mit der Vorverlegung des monatlichen Zähltages maßgeblich bei. Im Vorjahresvergleich lag die Arbeitslosigkeit um 274.000 höher. Dies ist weniger, als der von der Bundesagentur für Arbeit für November als Obergrenze veranschlagte Anstieg der Arbeitslosigkeit durch die Hartz IV-Reformen in Höhe von 340.000. Saisonbereinigt verringerte sich die Arbeitslosigkeit von Oktober auf November um 53.000 Personen. Die saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen sind hinsichtlich der konjunkturbedingten Entwicklung der Arbeitslosigkeit derzeit allerdings nach wie vor wenig aussagekräftig. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich geringfügig auf 10,9 %. Die Erwerbstätigkeit (Inlandskonzept) erhöhte sich von September auf Oktober im Zuge der Herbstbelebung und begünstigt durch die weitere Zunahme der Arbeitsgelegenheiten um 160.000 auf 39,97 Millionen Personen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm demgegenüber saisonbereinigt weiter ab. Sie lag im September mit 26,59 Millionen Personen (Ursprungszahl) um 331.000 niedriger als vor einem Jahr.

Der Preisauftrieb in Deutschland wird nach wie vor maßgeblich durch Sonderfaktoren, insbesondere durch die Preisentwicklung beim Rohöl bestimmt. Die Lage auf den Rohölmärkten hat sich zwischenzeitlich gegenüber den Höchstständen etwas entspannt. Die Auswirkungen der vorangegangenen Preisanstiege machen sich auf den verschiedenen Stufen der Preisentwicklung aber immer noch deutlich bemerkbar. Sieht man vom Einfluss der Sonderfaktoren allerdings einmal ab, so ist das allgemeine Preisklima weiterhin ruhig. Im Vorjahresvergleich erhöhte sich der Index der Verbraucherpreise im November um 2,3 %. Die Kerninflation (ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel) lag bei 1,2 %.

Quelle: bmwi