„Der Mittelstand ist der entscheidende Impulsgeber für eine zuletzt wieder positive Beschäftigungsentwicklung in Deutschland.


„Der Mittelstand ist der entscheidende Impulsgeber für eine zuletzt wieder positive Beschäftigungsentwicklung in Deutschland.

Dagegen ist bei den großen Konzernen immer noch ein Stellenabbau zu beobachten.“ So bewertet Stefan Ortseifen, Sprecher des Vorstands der IKB Deutsche Industriebank AG, das Ergebnis der Frühjahrsbefragung des BDI-Mittelstandspanels. Besonders aktiv zeigen sich seiner Einschätzung nach die innovativen, stark exportorientierten Mittelständler, die ihre Beschäftigung schon seit einem Jahr merklich erhöhen. „Die Globalisierung führt dazu, dass der Mittelstand auch im Inland neue Arbeitsplätze schafft“, erklärte Ortseifen. Die geplanten Neueinstellungen in Deutschland erfolgten in erster Linie im Produktionsbereich.
75 Prozent derjenigen Unternehmen, die im Jahr 2006 Arbeitskräfte einstellen wollen, planen eine Ausweitung in der Produktion. Ortseifen: „Dies widerlegt eindeutig die viel zitierte These, dass Deutschland als Produktionsstandort in Zukunft an Bedeutung verlieren wird.“ Schwerpunkte der von BDI, IKB Deutsche Industriebank und der Ernst & Young AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Auftrag gegebenen dritten Online Befragung waren neben der Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung im industriellen Mittelstand die Unternehmensnachfolge und die Bewertung der bisherigen Arbeit der Großen Koalition.

„Die Unternehmensübergabe ist für den Familienunternehmer eine der größten Herausforderungen. Umso erfreulicher ist es, dass der Generationenwechsel immer weniger ein Tabuthema zu sein scheint, sondern im Sinne des Fortbestandes des Unternehmens gut geplant wird“, sagte Peter Englisch, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. „Von der für 2007 angekündigten Reform der Erbschaft-steuer wird eine merkliche Entlastung erwartet. Das im Koalitionsvertrag angekündigte Abschmelzmodell weist in die richtige Richtung: Es entlastet Unternehmen, die investieren und stellt eine Wettbewerbsgleichheit zwischen börsennotierten Publikumsgesellschaften und Familienunternehmen her. Es wird nun darauf ankommen, dass das Gesetz so ausgestaltet wird, dass investierende Unternehmen oder Unternehmen, die anderen Investitionen ermöglichen, auch tatsächlich in den Genuss des Abschmelzmodells kommen. Ob ein Bedingungskatalog für den Genuss der Steuervergünstigung, z. B. mit einer Arbeitsplatzklausel oder einer Mindestbeteiligungsgröße der Erblasser hilfreich ist, erscheint eher zweifelhaft“, so Englisch.

„Die Zweifel an der Problemlösungskompetenz der Bundesregierung wachsen. Nicht ohne Grund wird die bisherige Arbeit der Großen Koalition im Mittelstand zurückhaltend bewertet.“ Dieses Fazit zog Klaus Bräunig, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung und Beauftragter für Mittelstandsfragen, aus den Ergebnissen des Panels. Es sei auch unübersehbar, dass die Unzufriedenheit gerade bei den Familienunternehmen zunehme. „Verwundern kann das nicht, denn von den vielen angekündigten Maßnahmen für den Mittelstand hat die Bundesregierung bislang nur wenige umgesetzt“, sagte Bräunig. Für Mittelständler und Familienunternehmen seien viele zentrale Fragen nach wie vor nicht geregelt. Bräunig verwies auf die aktuelle Entwicklung bei der Diskussion über die Erbschaftssteuerreform. „Rund zwei Drittel der rund 27.600 Unternehmen, bei denen in den nächsten Jahren ein Wechsel ansteht, erwarten positive Signale von der Erbschaftssteuerreform. Die Bundesregierung sollte diese Unternehmen nicht länger zappeln lassen.“

Nach den Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn gibt es in Deutschland rund 106.000 Industrieunternehmen. „Vor allem die rund 90.000 industriellen Familienunternehmen sind dabei die gestaltende Kraft der deutschen Industrie", erklärte Dr. Gunter Kayser, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts. Dies zeigen auch die Ergebnisse der dritten Befragungswelle der Online-Befragung, an der sich vom 14. März bis 8. Mai 2006 über 1.100 Firmen beteiligten. Eine Executive Summary sowie der vollständige Berichtsband kann unter www.bdi-panel.emnid.de abgerufen werden.

Quelle: bdi